Amin Zaoui – Algerischer Schriftsteller und Journalist
Amin Zaoui, geboren am 25.11.1956 in Msirda (Tlemcen)/Algerien, ist ein algerischer Schriftsteller und Journalist. Er lebt und arbeitet in Algerien als Autor und Redakteur. Zaoui musste längere Zeit in Paris Zuflucht suchen, seither schreibt er auch auf französisch – über Themen wie Erotik im Islam.
Auf Einladung des internationalen Schriftsteller-Parlaments verbrachte er die 1990er Jahre im französischen Exil, nachdem er einem Anschlag der Fundamentalisten entkommen war und seine Bücher öffentlich verbrannt wurden.
Zaoui schreibt mit spitzer Feder im Stil der arabischen Erzähl- und Poesietradition gegen Heuchelei, Gewalt und Rückwärtsgewandtheit; seine Erzählungen sind Farce und Analyse der soziopolitischen Situation in Algerien zugleich.
„Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau“ war das erste Buch des algerischen Romanciers, das auf Deutsch erschienen war. Wer eine kitschig-erotische Liebesgeschichte vermutet, ist hier fehl am Platz. Zaouis Roman ist literarischer Hardcore im besten Sinne: Ein beklemmendes Verwirrspiel um Identität und Religion um einen jungen Mann, der sich Ende der Achtziger den Islamisten anschließt und pünktlich zum 11. September 2001 in seine Heimatstadt zurückehrt. Für die Publikation in Algerien wurde das Roman vom Französischen ins Arabische übersetzt.
„Der letzte Jude von Tamentit“ ist Zaoui’s zweiter Roman, der im Sujet Verlag erschienen ist. Wie bereits in „Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau“ (2012) vermischt er geschickt Fiktion und Realität. Sein Erzählstil ist reich an poetischem Klang und sprachlicher Vielfalt und erinnert damit an die altüberlieferten Erzähltraditionen aus dem Orient. Quelle: wikipedia.org
Der letzte Jude von Tamentit – Okotber 2014
Roman von Amin Zaoui
aus dem Französischen von Christine Belakhdar
Erscheinungsdatum Oktober 2014 im Sujet Verlag
Barkahoum und Abraham sind ein modernes jüdisch-muslimisches Paar in der algerischen Hauptstadt. In einer Pizzeria im Schickeriaviertel von Algier erzählen sie sich Geschichten, ihre Geschichte und die ihrer Vorfahren: Andalusien, Nordafrika – die Vertreibung. Juden und Muslime lebten jahrhundertelang friedlich nebeneinander, teilten gemeinsame Orte, pflegten ähnliche Bräuche. Wie eine Ringparabel, die die Gleichwertigkeit aller mono-theistischen Religionen zum Prinzip erhebt, ist bei Zaoui, dem die Verbannung des Körpers aus dem öffentlichen Platz und die geheuchelte Prüderie in der muslimischen Gesell-schaft ein Dorn im Auge sind, das nach jüdisch-muslimischer Tradition beschnittene Glied der einigende Ring des Romans. Doch im eigentlichen Sinne ist es kein Roman, weil er, geschrieben in der Tradition der orientalischen Erzählkunst, ebenso Fabel wie philosophisches, politisches, spirituelles und erotisches Werk ist. In der arabischen Welt gilt „Der letzte Jude von Tamentit“ als wahrer Skandalroman. Allein durch seine fein recherchierte Erinnerungsarbeit bricht Zaoui ein Tabu nach dem anderen. Auch mit Themen wie Kindesmissbrauch, Homosexualität und Sklaverei hält er der Gesellschaft den Spiegel vor Augen.
„Vor der Tür unseres großen Hauses hatten sich im Halbkreis ein Dutzend Koranleser zu ebener Erde niedergelassen und eine Lesung aus Allah’s Buch angestimmt. Zum Gedenken an den Tod eines Juden werden Koranverse gelesen! So will es der Brauch der Bewohner unserer Stadt ohne Grenzen und Hass.“
Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau – September 2012
Roman von Amin Zaoui
aus dem Französischen von Christine Belakhdar
Erscheinungsdatum September 2012 im Sujet Verlag
Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau handelt vom sechzehnjährigen Ailane, der zu Beginn der Geschichte auf dem Weg ist, um einen halben Zuckerhut zu kaufen. Dieser Weg wird ihn erst 13 Jahre später wieder nach Hause führen.
Der Junge schließt sich auf diesem Weg freiwillig oder unfreiwillig einer radikalislamischen Kampftruppe und kommt erst pünktlich zum 11. September 2001 in seinen Heimatort zurück.
Das Buch behandelt das in der arabischen Welt tabuisierte Thema Sexualität mit geradezu brutaler Offenheit. Zaoui sucht Antworten auf die Frage nach den Ursachen für die Zerrissenheit seines Landes, für die Gesetzlosigkeit und die verlorene und noch immer nicht wiedergefundene Identität und kritisiert somit gesellschaftliche Konventionen und die Reden jener Politiker, die behaupten, Algerien sei sicher, wirtschaftlich und politisch stabil, obwohl es in einer Krise steckt, bei der noch kein Ende abzusehen ist
Amin Zaouis Roman „Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau“ ist zwischen Fiktion und Realität angesiedelt, zwischen Narretei und Ereignissen der jüngsten algerischen Geschichte; er unterzieht die gesellschaftlichen Konventionen einer scharfen Kritik, aber auch die Reden jener Politiker, die behaupten, dass es Algerien wirtschaftlich, politisch und in puncto Sicherheit bestens gehe, obwohl das Land doch in einer nicht enden wollenden sozialpolitischen Krise steckt.