Abou Lagraa – Tänzer und Choreograf
Abou Lagraa, Kind algerischer und ägyptischer Eltern, geboren 1970 in Lyon Frankreich, ist ein Tänzer und Choreograf. Inzwischen sucht er in seinen Arbeiten nach Brücken zwischen der europäischen und der afrikanischen Kultur.
In „El Djoudour“, seiner jüngsten Arbeit, die übersetzt „Wurzeln“ bedeutet, untersucht er zusammen mit 14 algerischen und französischen Tänzern die Rolle des menschlichen Körpers in der muslimischen Kultur. In einer Mischung aus Zartheit, Bescheidenheit und Respekt vor der Privatheit des Körpers einerseits und einer Frustration über die Trennung der männlichen und weiblichen Körper im öffentlichen Raum andererseits, erzählt Lagraa einen ungeheuren Bogen der menschlichen Beziehungen. Entstanden ist ein poetischer Abend, der mal zart und mal kraftvoll die Körper sprechen lässt. „El Djoudour“ ist während der Lessingtage zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.
Das arabische Wort „Nya“ bedeutet „dem Leben vertrauen“. Diesen Titel gab der Abou Lagraa dem ersten Stück, das er in Algerien auf die Bühne brachte. Er hatte das algerische Kulturministerium davon überzeugen können, innerhalb des traditionell auf Volkstänze ausgerichteten Nationalballetts eine Abteilung für zeitgenössischen Tanz zu gründen.
„Nya“ ist das Leitmotiv dieses kleinen Stückes für die zehn jungen Tänzer von der Cellule contemporaine des algerischen Nationalballetts. Das Ensemble entstand im Frühjahr 2010 nach einem Casting, das Abou Lagraa und seine Frau Nawal im Rahmen des dreijährigen französisch-algerischen Ausbildungsprogramms „Pont culturel méditerranéen“ unter jungen algerischen Tanztalenten durchführten. Mit den beiden Schwerpunkten „Ausbildung“ und „Kreation“ will das Projekt den Austausch choreografischer Werke anregen und die algerischen Tänzer im Hinblick auf eine professionelle Karriere fördern. Ihr Debütwerk „Nya“ besteht aus zwei Teilen: Getanzt wird erst auf die „Chants“ von Houria Aïchi, dann auf Ravels „Boléro“.
Abou Lagraa zufolge ist das Wort „Nya“ eng mit der Vorstellung des Göttlichen verbunden. In Algerien gehört es zum Alltagsvokabular, und jedes Kind lernt es mit seiner Sprache. Für den Choreografen, der die reine Schönheit klarer Linien und die von ihr vermittelten Emotionen schätzt, ist das Wort ein Glücksbringer, mit dessen Hilfe er die lebendigen Kräfte der Tänzer vereinigen will, um zu zeigen, welch enormes Potenzial in der Jugend steckt. Quelle: arte.tv Mehr Details über Abou Lagraa finden Sie hier.