Habib Tengour – Algerischer Lyriker und Schriftsteller
Habib Tengour geboren 1947 in Mostaganem/Algerien, lebt als Schriftsteller in Paris und schreibt auf französisch. In seinen Publikationen thematisiert er vor allem Fragen der kulturellen Identität Algeriens im Fadenkreuz west-östlicher Einflüsse. Habib Tengour lehrt heute an den Universitäten von Paris und Evry Soziologie und Anthropologie.
»Das Exil ist mein Beruf, ihn zu wechseln ist hart«, resümiert er schon als 29-Jähriger seine Lebens- und Berufserfahrung. Später formuliert er jenes Motto, das die Lebensläufe ganzer Generationen (nicht nur) maghrebinischer Migranten reflektiert: »Es gibt wohl einen klar umgrenzten Raum genannt Maghreb, doch der Maghrebiner ist immer anderswo. Und er verwirklicht sich nur dort.«
Tengour kam 1958 ins Pariser Exil zu seinen Eltern, engagierten Kämpfern für die algerische Unabhängigkeit. Er studierte in Paris Soziologie und übernahm 1972 die Leitung des neugegründeten Instituts für Sozialwissenschaften an der Universität Constantine in Algerien, das später zur Hochburg des Fundamentalismus wurde. Als Autor der zweiten Migrantengeneration bewegt er sich sowohl physisch wie lyrisch zwischen den beiden Welten Orient und Okzident und ist eine der stärksten frankophonen Stimmen in der Poetik der postkolonialen Ära im Maghreb (1997 Prix Afrique méditerranéenne / Maghreb). Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Auf deutsch erschienen: Die Bogenprobe. Roman (1993). Bei Haymon: Der Fisch des Moses. Roman (2004). Seelenperlmutt Lyrik französisch-deutsch(2009). Quelle: wikipedia.org
Der Fisch des Moses.
Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe
Haymon Verlag, Innsbruck 2004
Was veranlasst junge Araber, für den Islam in den Kampf zu ziehen? Habib Tengour erzählt die Geschichte dreier junger Algerier, die in Afghanistan gegen die Sowjets gekämpft haben und nach deren Abzug getrennte Wege gehen.
Die drei stehen stellvertretend für völlig unterschiedliche Motive, als Mudschaheddin in den Kampf zu ziehen. Bei Kadirou ist es Abenteuerlust, er will in Zukunft nur noch gut leben, kommt jedoch nicht lebend aus Afghanistan heraus. Hasni, genannt „der Afghane“, war in Paris von Islamisten indoktriniert worden, sein Einsatz in Afghanistan war Heiliger Krieg. Jetzt will er in Algerien mithelfen, einen totalitären Gottesstaat zu gründen und scheut vor keiner Intrige, keiner Bluttat zurück. Der dritte ist Mourad, aus bürgerlichen Verhältnissen stammend und Doktor der Physik; ihn trieb unheilbarer Weltschmerz in den Krieg. Koranmeditationen bestimmen genauso sein Leben wie Träume von einem besseren Leben in Australien. – Ein Jahr später kommt Mourad nach Paris und sucht Hasni, weil der sein Geld hat, das er zum Einschiffen braucht. Doch statt eines glücklichen Endes des afghanischen Abenteuers wird er in einen irrwitzigen Strudel aus Elend, Erpressung, Gewalt und Mord hineingezogen.