Merzak Allouache – algerischer Regisseur und Drehbuchautor
Merzak Allouache, geboren am 6. Oktober 1944 in Algier, ist ein algerischer Regisseur und Drehbuchautor. Zwischen 1964 bis 1967 absolvierte er eine Filmausbildung am Institut National du Cinéma in Algier und erhielt an der Filmhochschule IDHEC in Paris 1967 sein Regiediplom.
Danach folgten filmtheoretische Studien an der Ecole Pratique de Hautes Etudes in Paris. 1972-1974 arbeitete Merzak Allouache als Berater im Kulturministerium und als Regieassistent an verschiedenen Filmen. Merzak Allouache drehte Dokumentarfilme, Comedy-Sendungen für das algerische Fernsehen und mehrere Spielfilme. Nach einer Dokumentation für Arte (Vie et mort des journalistes algériens – Leben und Tod algerischer Journalisten) und mehrerer Fernsehfilme widmet sich der Regisseur 2001 wieder dem Kino mit L’Autre monde. Ein Jahr später drängt er seinen Freund Gad Elmaleh, den er sieben Jahre zuvor beim Dreh von Salut Cousin! kennengelernt hatte, eine der Figuren seiner One-Man Show, den romantischen Travestiten Chouchou, ins Kino zu bringen. Und zwar in einer Komödie, bei der er selbst Regie führt. Merzak Allouache bleibt diesem Register treu und knüpft wieder an seine Wurzeln an, indem er 2004 in Bab El web mit dem Trio Faudel, Samy Naceri und Julie Gayet Regie führt. Ein leichter Film, der das Thema der Internetbekanntschaften in Algerien auf die Leinwand bringt. Quelle: trigon-film.org Seit 1974 drehte er mehrere Dokumentarfilme und Spielfilme.
Filmographie
1976 – Omar Gatlato
Original Titel OMAR GATLATO
Land Algerien
Länge 89 min
Produktionsjahr 1976
Produktionsfirma O.N.C.I.C.
Erstlingsfilm, der für sein lebendiges Porträt eines seinerzeit weltoffenen Algeriens Formen des Interviews und der Reportage mischt: Ein junger Angestellter vergnügt sich als „Vorstadt-Don Juan“ im Kreise seiner Freunde aus der Macho-Bewegung der „Reija“ mit der (Mitte der 70er Jahre) populären Schaabi-Volksmusik. Als sein Kassettenrecorder gestohlen wird und er sich ein Ersatzgerät leiht, hört er auf dem darin befindlichen Band eine verwirrende Frauenstimme, in die er sich gleich verliebt. Eine milde Sozialsatire, die erfrischende Natürlichkeit und heitere Menschlichkeit ausstrahlt.
1977 – Les aventures d’un héros
1983 – L’homme qui regardait les Fenêtres
1986 – Un amour à Paris (EINE LIEBE IN PARIS)
Original Titel AMOUR A PARIS
Land Frankreich
Länge 78 min
Produktionsjahr 1987
Produktionsfirma Productions de la Lune
Hals über Kopf verliebt sich eine jüdische Algerierin in einen gerade aus der Haft entlassenen Mann, ebenfalls nordafrikanischer Abstammung. Sie ist nach Paris gekommen, um Karriere als Mannequin zu machen; er will eigentlich nach Amerika, weil dort, wie er denkt, jeder eine Chance hat. Eine nüchtern und kühl, mit leichter Ironie inszenierte Liebesgeschichte.
1989 – L’après-octobre (doc)
1994 – Bab El-Oued City
Original Titel BAB EL-OUED CITY
Land Algerien/Frankreich/Deutschland/Schweiz
Länge 93 min
FSK –
Produktionsjahr 1994
Produktionsfirma Flash Back Audiovisuel/Les Matins/ZDF/La Sept Cinéma/Thelma
Ende der 80er Jahre im heruntergekommenen Stadtviertel Bab el-Oued von Algier: Bab el-Oued ist ein turbulenter historischer Stadtteil von Algier. Hier arbeitet der junge Boualem in einer Bäckerei. Als er sich an einem Nachmittag zu Hause ausruhen will, schreckt ihn die Stimme des Vorbeters auf, die aus einem Lautsprecher auf der Terrasse seiner Wohnung über die Stadt dröhnt. In plötzliche Wut versetzt, demontiert Boualem mit wilder Entschlossenheit den Lautsprecher und wirft ihn ins Meer. Diese Tat, die er sich selber nicht richtig erklären kann, bringt das Quartier in Aufruhr. Eine Gruppe junger Männer macht sich, unter der Führung von Saïd, auf die Suche nach dem Schuldigen, um ihm eine Lektion zu erteilen.
Packende Ereignisse führen durch das fast mythische Bab el-Oued. Sie lassen eine Atmosphäre entdecken, die oft auch komische und liebenswerte Seiten hat: Frauen auf den Terrassen oder in ihren Häusern, Tagediebe und junge Menschen ohne Arbeit, im Bann von Drogen oder kleinen Delikten, orientierungslos, oft verloren oder von zunehmender Intoleranz gepackt. Und schliesslich ist da auch die verborgene Liebe zwischen Boualem und Yamina, der Schwester von Saïd. Der Film ist eine stimmige Momentaufnahme vom Algier der beginnenden Krise.
1995 – Salut cousin (KUSS-KUSS IN PARIS)
Original Titel SALU COUSIN!
Land Frankreich
Länge 98 min
Produktionsjahr 1996
Ein junger Algerier wird nach Paris geschickt, um einen Koffer mit Luxuskleidern abzuholen, die in der Heimat zu Geld gemacht werden sollen. Als ihm die Adresse abhanden kommt, nimmt ihn sein Cousin bei sich auf, der im Armenviertel wohnt und von Ausweisung bedroht wird. Der Film des in Algerien in Ungnade gefallenen Merzak Allouache beschreibt in Form einer Komödie die Konflikte zwischen der islamischen Exilkultur und der französischen Lebensweise. Dank seiner genauen Beobachtungsgabe ist der Film voller Witz, hinter dem allerdings eine harte Wirklichkeit steht, die nicht minder deutlich eingefangen wird.
1997 – L’amour est à réinventer
1998 – La solitude du manager (Tv) (PEPE CARVALHO: DER TOTE MANAGER)
Original Titel SOLITUDE DU MANAGER
Land Frankreich/Spanien/Italien
Länge 95 min
Produktionsjahr 1998
Nachdem die Polizei den Fall zu den Akten gelegt hat, nimmt Privatdetektiv Pepe Carvalho die Ermittlungen im Fall eines ermordeten Spitzenmanagers auf, den er noch aus Jugendzeiten kannte. Er glaubt nicht, dass der Tote von einem Callgirl umgebracht wurde, das wenig später an einer Überdosis Drogen starb. Seine Nachforschungen führen ihn nach Paris, doch als er sich mit seinem Informanten treffen will, findet er auch diesen ermordet vor. Weitere (Fernseh-)Verfilmung eines Romans des spanischen Krimi-Kult-Autors Montalbán, der eine Reihe gesellschaftskritischer Romane um seinen Helden mit politisch linker Einstellung konzipierte.
1998 – Alger-Beyrouth pour mémoire (ALGIER – UND KEIN ENTRINNEN)
Original Titel ALGER-BEYROUTH – POUR MEMOIRE
Land Frankreich
Länge 90 min
Produktionsjahr 1997
Produktionsfirma Cinétévé/arte
Eine aus dem Libanon stammende Französin kehrt Mitte der 90er-Jahre in ihre Heimat zurück und trifft dort zufällig einen Bekannten, den sie aus ihrer Zeit als Journalistin in Algier kennt. Er leugnet zunächst die Bekanntschaft, doch als sie ihn wiederholt zu Rede stellt, erzählt er die Geschichte seiner Flucht vor den Fundamentalisten in seiner Heimat und wie er seine politisch engagierte Frau im Stich ließ. Ein Drama, das die Zerrissenheit und die Widersprüche, die der lange Bürgerkrieg im Libanon hinterließ, in den Geschichten seiner Protagonisten spiegelt.
2000 – L’autre monde
Merzak Allouache führt uns in seinem Film durch ein Algerien der Gegenwart: Eine junge Französin, deren Eltern aus Nordafrika emigriert waren, reist durchs fremdartige Land auf der Suche nach ihrem Verlobten, der hier seinen Armeedienst leisten wollte. Sie folgt seinen Spuren auch in Regionen, in die zu Reisen nicht ratsam ist, sie durchquert das Land und strandet schliesslich in einem sehr speziellen Hotel mitten in der Wüste.
Merzak Allouache ist Algerier und arbeitet als Filmemacher vorwiegend in Frankreich. In Filmen wie Bab el-Oued City hat er uns auf sehr einfühlsame Weise von seiner Heimat erzählt, und auch in L’autre monde führt er uns mit der Figur einer jungen Frau auf eine Reise durch das heutige Algerien, durch ein aufgewühltes Land und seine wunderbare Landschaft, durch eine Gesellschaft, in der Fundamentalismen das Leben im Alltag stark prägen.
Es ist erstaunlich, dass dieser Film überhaupt vor Ort gedreht werden konnte, aber es zeichnet ihn auch aus. Denn so kann er Lebensmomente schildern, die gerade gegenwärtig in verschiedenen Ländern der Welt den Alltag belasten. Allouache schafft es, dies auf spannende, mitunter auch amüsante Art zu tun, bei aller Dramatik seines Stoffes. Und über die Figur der jungen Frau, die ihren Geliebten sucht, schafft er auch die Verbindung zu Europa und dem Leben hier, schafft er den Bogen, der auch das Verbindende sichtbar macht.
2000 – L’autre monde (DIE ANDERE WELT)
Original Titel AUTRE MONDE
Land Frankreich/Algerien
Länge 94 min
FSK –
Produktionsjahr 2001
Produktionsfirma Baya/Canal + Horizons/Lancelot/We Aime El Djazair/arte
Eine junge algerischstämmige Französin fliegt nach Algerien, um nach ihrem Geliebten zu suchen, der nach einem Massaker islamistischer Fundamentalisten verschwunden ist. Sie begibt sich auf eine Reise durch ein Land, das von innerer Zerrissenheit und Angst sowohl vor den Terroristen als auch dem Militär geprägt ist. Regisseur Merzak Allouache wirft einen sensiblen Blick auf die gesellschaftlichen Zustände seines Geburtslandes und versucht, hinter der Fremdheit und Gewalt das Vertraute und Menschliche zu entdecken. Zugleich erzählt er eine spannende Liebes- und Leidensgeschichte, die über den spezifischen geografischen und zeitlichen Kontext hinausweist.
2001 – Chouchou
2005 – Bab El Web
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2007 – Schatten in der Wüste
Original Titel TAMANRASSET
Land Frankreich
Länge 88 min
Produktionsjahr 2007
Produktionsfirma Studio International/arte
Angesichts der Flüchtlingsströme aus Mali entschließt sich ein französischer Werbefotograf, der in der algerischen Sahara eine Kampagne für eine neue Eismarke drehen soll, seine Kunst in den Dienst der Flüchtlinge zu stellen. Die algerische Polizei wirft ihm Knüppel zwischen die Beine, dennoch sucht mit einer zweitklassigen Kamera ein verstecktes Flüchtlingslager auf. Ein an die Menschlichkeit appellierender Film, dessen Reise durch das heutige Algerien die schöne Landschaft mit dem Elend der Flüchtlinge kontrastiert. Zugleich die Geschichte eines Menschen, der nicht mehr fortschauen mag, sondern angesichts tausendfacher Not Stellung bezieht.
2009- Harragas
Original Titel Harragas
Land Algerien/Frankreich
Länge 95 min
Produktionsjahr 2009
Produktionsfirma Baya Films, France 2 Cinéma, Librisfilms.
Der Titel des Filmes führt unmittelbar in dessen Thematik ein: „Harragas“ nennt man in Algerien die Flüchtlinge, die alles dransetzen vom afrikanischen Kontinent ins vermeintliche europäische Eldorado zu gelangen. Sie sehen sich selbst oft als verlorene Generation. Lieber nehmen sie den möglichen Tod im Meer in Kauf, als tatenlos in der erzwungenen Perspektivenlosigkeit zu erstarren. Rachid, Nasser und Imene teilen diesen Traum. Gemeinsam bezahlen sie den Schmuggler Hassan, der sie in seinem morschen Kahn nach Spanien bringen soll. Auf der gefahrvollen Reise über das sturmgepeitschte Mittelmeer begleiten sie Immigranten aus Afrika und Arabien.
Mostaganem, 200 km von den spanischen Küsten entfernt: Hassan, ein Schlepper, bereitet insgeheim die Abreise einer Gruppe von Migranten zur spanischen Küste vor. Zehn Menschen nehmen an der Überfahrt teil – mit all ihren Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, mit all ihren Ängsten. Eine Odyssee beginnt. Der Film zeigt eindrücklich die grausame Realität der Überfahrten heimlicher Immigranten nach Spanien.
2011: Die Bucht von Algier
2011: Normal!
2012: Le repenti (Der reuige)
2013 – Es-Stouh (Die Terrassen)