Minztee – eine lange maghrebinische Teekultur
Teetrinken war und ist eines der wichtigsten Rituale in den Ländern des Maghreb. Maghrebinische Teekultur beschreibt die Tradition der Teezubereitung und die ritualisierte Form des Teetrinkens in den Ländern des Maghreb. In Marokko, Westsahara, Mauretanien, Algerien und Tunesien sowie bei den Tuareg, deren Lebensraum sich über die Sahara nach Süden bis in die Sahelzone erstreckt, wird auf ähnliche Art Grüner Tee mit Zucker gekocht. Häufig wird frische Nanaminze zugesetzt. Grüner Tee wurde im 18. Jahrhundert in der Region eingeführt. In städtischen Bürgerhäusern und genauso in Nomadenzelten in der Wüste hat sich seither eine Teezeremonie entwickelt, die zu einem geselligen Beisammensein und zum Begrüßungsprogramm eines Gastes gehört.
Teekultur der Nomaden
Wann immer ein Gast eintrifft, wird der Minztee gereicht. Es ist nicht irgendein Tee, sondern eine Zeremonie in 3 Akten, die immer und überall komplett gelebt wird. Obwohl im wahrsten Sinne des Wortes zuckersüß, ist er ein idealer Durstlöscher. Um ein Tee zuzubereiten braucht man drei Dinge sagen die Nomaden: die Zeit, die Glut und natürlich die Freunde. Am liebsten trinken die Nomaden ihren Tee in Gesellschaft, jede Gelegenheit eines unverhofften Besuches kann für eine spontane und gastfreundliche Teezeremonie genutzt werden. Das ist grundsätzlich nachahmenswert (der Zuckergehalt ist ein anderes Thema). Denn kalte Getränke muss der Körper an seine eigene Temperatur anpassen. Das kostet Energie, und man schwitzt mehr als zuvor. Bei warmem Tee entfällt diese Arbeit.
Traditionell wird der Minztee in 3 Aufgüssen serviert: Der Erste ist stark und heiß. Der Zweite hat viel Zucker und oft frische Minze und der Letzte scheint für schwache Herzen und Bluthochdruckgeplagte schon an die Endlichkeit des Lebens zu erinnern. Das erste Glas ist stark, kräftig und „bitter wie der Tod„, das zweite ist sanft, mild und „süß wie das Leben“ und das dritte Glas ist süß, lieblich und „geheimnisvoll wie die Liebe„. Der höfliche Gast zieht sich nach dem dritten Glas zurück.
Teezubereitung
Der Minztee wird aus losem, grünen Tee, viel Zucker und frischer Minze zubereitet. Zur Teezubereitung wird in einem Topf oder in einer Kanne grüner Tee meist der Sorte Gunpowder mehrere Minuten oder über eine viertel Stunde in Wasser gekocht. Anschließend wird das Teewasser von den Blättern abgegossen und mit viel Zucker in einer anderen Kanne sprudelnd erhitzt. Durch das nochmalige Aufkochen hydrolysieren die Zuckermoleküle, sie spalten sich in Glukose und Fructose auf, wodurch sich der Tee geschmacklich verändert und süßer wird. Falls gewünscht, kann man frische Minzeblätter beim Aufkochen in die Kanne oder erst beim Servieren in die Gläser geben. Die regionalen Unterschiede zeigen sich bei den Mengenangaben, Kochzeiten und vor allem in der Art, wie der Tee in die Gläser gefüllt wird.
Der Roi du Thé
Gläser und Kannen kommen in der Wüste nicht so edel daher wie jene, die mittlerweile unsere Wohnräume erobert haben, dafür fasziniert die Zeremonie, die traditionell vom Ältesten ausgeführt wird. Er ist der Roi du Thé, modern gesagt der Teamaster.
In eine silberne Kanne füllt er eine Mischung aus grünem Tee und frischer Minze, während er in einer zweiten Kanne Wasser zum Kochen bringt. Wenn es kocht, gießt der Roi du Thé den Tee auf, und dann mehrere Male hin und her zwischen den beiden Kannen. Dann werden Zuckerhut-Stücke hinzugefügt. Erst wenn der Tee die richtige Süße hat, wird er serviert. Beim Füllen der Gläser wird die Kanne hochgehalten, damit der Strahl dünn bleibt und mit möglichst viel Luft in Berührung kommt. So entsteht eine schöne Schaumkrone.
Echter Minztee wird im Maghreb immer mit grünem Tee und Minze aufgebrüht und bereits gezuckert serviert, auch wenn man es in manchen Lokalen erleben kann, dass der Tee schwarz ist oder die Minze nachträglich ins Glas gehängt wird. Wer sich Minztee zuhause zubereiten möchte, sollte marokkanische Minze wählen. Nana heißt sie, bei uns bekommt man sie im Frühjahr und kann sie dann selber ziehen.
Teegeschirr und Zubehör
In der maghrebinischen Teekultur werden einheitlich Teegläser verwendet. Unterschiedlich ist jedoch, ob diese einen Henkel oder Griff besitzen oder nicht. Zudem gibt es ganz einfach Gläser, oder auch reich verzierte mit bunten Ornamenten. Auch Goldverzierungen sind keine Seltenheit.
Auffallend bei den Teekannen ist der birnenförmige Bauch, der zu der Zeit, als der Tee von den englischen Händlern in das Gebiet des Maghreb gebracht wurde, sehr modern und beliebt war. Weiteres Merkmal ist ein gekröpfter Ausguss. Diese Teekannen werden üblicher Weise nur zum Servieren des Tees benutzt.
Zum Kochen des Wassers werden häufig spezielle Wasserkessel verwendet. Diese sind aus Materialen, wie etwa verzinntem Kupfer oder auch Email gefertigt. Edelstahl ist eher die Seltenheit. Vor allem, wenn der Tee direkt vor den Gästen zubereitet wird, wird Wert auf reich verzierte und edle Utensilien gelegt. Quelle: wikipedia.org