Solarturm für algerische Wüsten-Metropole Boughezoul
Wüste in Algerien – es ist heiß, trocken und die Sonne knallt. Der unfruchtbare Boden gibt kaum etwas her. So sieht es 160 Kilometer südlich der algerischen Hauptstadt aus. In dem Wüstenort Boughezoul leben gerade mal um die 17.000 Einwohner, unter ziemlich kargen Bedingungen.
Doch das soll sich demnächst radikal ändern – mit Alsol. Das supermoderne Solarkraftwerk soll nicht nur Energie, sondern auch neue Arbeitsplätze liefern. Und aus der kleinen, kargen Wüstenei eine große Stadt mit 350.000 Bürgern erblühen lassen.
Algerien will 20 Milliarden Euro in seine Stromversorgung investieren, vor allem in Solarkraftwerke. Das erste wird nach dem Vorbild des Jülicher Solarturmkraftwerks gebaut, eine Experimentieranlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Die wichtigste Innovation dort ist der so genannte Receiver, der sich an der Spitze eines 60 Meter hohen Turmes befindet. Er ist mit porösem keramischem Material gefüllt. 2153 bewegliche Spiegel konzentrieren solare Wärme auf diesen Receiver, der sich auf 700 Grad Celsius und mehr aufheizt. Diese enorme Hitze wird mit Luft aus der Keramik herausgespült und zur Erzeugung von Dampf genutzt, der in einem Turbogenerator in Strom umgewandelt wird. Das algerische Kraftwerk, dessen Bau in diesem Jahr beginnen soll, wird eine Leistung von bescheidenen sieben Megawatt haben – zum Vergleich: In der kalifornischen Mojave-Wüste soll in diesem Jahr eine Solarturmanlage mit einer Leistung von fast 400 Megawatt fertiggestellt werden. Das ist ungefähr ein Drittel dessen, was Atomkraftwerke schaffen.
Strom rund um die Uhr
Die Anlage in Algerien ist eher ein Prototyp, ein Vorbild für größere Kraftwerke, die später errichtet werden sollen. Sie entsteht in Boughezoul in der Sahara. Dort wird auch Erdgas gefördert, das genutzt wird, um nachts Dampf zu erzeugen, sodass das Kraftwerk rund um die Uhr Strom liefert. Damit wird ein riesiger Wärmespeicher für sonnenarme oder –freie Zeiten überflüssig, der den Strom erheblich teurer machen würde.
Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit mit Sitz in Bonn und Eschborn hat die Wirtschaftlichkeit von solaren Kraftwerken in den Maghrebstaaten Algerien, Marokko und Tunesien ermittelt, die alle solare Energie in großem Maßstab nutzen wollen. Die Erzeugungskosten liegen bei 15 bis 17 Eurocent pro Kilowattstunde. In Spanien sind es rund 20 Cent. Das erscheint erstmal viel, denn Fotovoltaikanlagen produzieren schon für rund 10 Cent die Kilowattstunde Strom – sie liefern ihn aber nicht dauerhaft.
Die günstigeren Kosten in Nordafrika im Vergleich zu Spanien beruhen darauf, dass die Sonne in der Sahara bis zu 35 Prozent mehr Energie auf die Erde bringt als in Spanien. Auf Dauer wollen die drei nordafrikanischen Staaten Solarstrom nach Europa exportieren. Quelle: http://green.wiwo.de