Hocine Aït-Ahmed – Algerischer Politiker
Hocine Aït Ahmed (* 20. August 1926 in Ain El Hammam/Algerien; †23. Dezember 2015 in Lausanne/Schweiz) war ein algerischer Politiker und einer der Väter des algerischen Unabhängigkeitskampfes. Er gehörte zu den Gründern der FLN und war das bei weitem gebildetste und kultivierteste Mitglied des historischen Komitees, das am 1. Nov. 1954 den algerischen Aufstand gegen Frankreich auslöste.
Mit 16 Jahren schloss er sich der von Messali Haj gegründeten Partei des algerischen Volkes (PPA) an und wurde schnell zu einem ihrer jüngsten Führer. Auch setzte er sich früh für den Aufbau einer schlagkräftigen bewaffneten Untergrundorganisation der Partei ein. 1955 leitete er die algerische Delegation bei der Konferenz von Bandung, ein Jahr ging er als Vertreter der unterdessen gegründeten Nationalen Befreiungsfront (FLN) nach New York.
Im Oktober 1956 geriet er gemeinsam mit den FLN-Führern Mohammed Boudiaf, Mohammed Khider, Ahmed Ben Bella und Mostefa Lacheraf in französische Gefangenschaft, nachdem ihr Flugzeug auf algerisches Territorium geraten und abgefangen worden war.
Nach der Unabhängigkeit kehrte er zusammen mit Ben Bella aus der Haft in Frankreich zurück. Er wurde zu einem vehementen Kritiker der Politik der FLN, gründete 1963 die Front der sozialistischen Kräfte (FFS) und versuchte mit der Gründung des FFS in der Kabylei einen landesweiten Aufstand gegen Ben Bella und später Houari Boumedienne zu entfachen. Er entwickelte sich jedoch bald erneut zur Oppositionsfigur. Der Versuch wurde von der algerischen Armee unterdrückt und Aït-Ahmed wurde 1964 festgenommen und zum Tode verurteilt. Im Verlauf wurde er zu lebenslanger Haft begnadigt. 1966 gelang es ihm, aus dem Gefängnis in die Schweiz zu fliehen, wo er ein Jurastudium nachholte und Rechtsanwalt wurde. Zeitlebens setzte er sich insbesondere für die Rechte der Berber/Amazigh ein, so auch während des „Berberfrühlings“ in den Achtzigerjahren.
1989 kehrte er nach 23 Jahren des Exils nach Algerien zurück und nahm dort weiter am politischen Leben teil. Die FFS wurde im gleichen Jahr legalisiert. Nach der Ermordung Präsident Boudiafs im Anschluss an die abgebrochenen Parlamentswahlen, bei denen die Islamisten der Islamischen Heilsfront (FIS) vorne lagen, ging Aït Ahmed erneut 1992 wieder in die Schweiz ins Exil, wo er ein Symbol für eine kompromisslose Opposition wurde. 1999, am Ende des „dunklen Jahrzehnts“ mit seinem grausamen Bürgerkrieg, kehrte Aït Ahmed erneut nach Algerien zurück, um bei den Präsidentschaftswahlen gegen Bouteflika zu kandidieren, zog aber kurz vor dem Urnengang gemeinsam mit anderen seine Kandidatur aus Protest gegen Manipulationen und Einflussnahme zurück. Bis zuletzt war er ein unermüdlicher Kämpfer für Algerien und die FFS. Ait Ahmed starb am 23. Dezember 2015 in Lausanne und wurde in seinem Heimatort Ain El Hammam am 01.01.2016 beerdigt. Quelle: wikipedia.org