Lotfi Bouchnak – Tunesischer Sänger, Oud-Spieler und Komponist
Der tunesische Sänger, Oud-Spieler und Komponist Lotfi Bouchnak wurde 1952 in Rbat Halfaouine geboren, einem der ältesten Viertel von Tunis. Der Name Bouchnak verweist auf die Herkunft seiner Familie aus der türkischen Gemeinde in Bosnien. In Tunis wuchs Lotfi Bouchnak in dem Klima einer toleranten Gesellschaft auf, die von drei monotheistischen Religionen – dem Christentum, dem Judentum und dem Islam – geprägt war.
Lotfi Bouchnak gilt als einer der besten Tenöre des Nahen Osten, Nordafrika und der arabischen Welt und wird oft der „Pavarotti Tunesiens“ genannt. Schon in jungen Jahren begann er, die Lieder von Umm Kulthum und anderen Meistern der klassisch-ägyptischen Musik zu singen. Er schloss sich der „Youth Musical Group of Tunis“ an, dann der „ar-Rachidia“-Musikgruppe, wo er Stimme und Gesangsstil unter bei Ali Sriti verbessern konnte. Zu dieser Zeit begann er auch Oud zu spielen. Das Jahr 1979 markierte einen wichtigen Punkt seiner Karriere – im Alter von 27 Jahren zeichnete er seinen ersten Song auf, komponiert von Ahmad Siddiqi. Danach arbeitete er auch mit anderen berühmten Komponisten zusammen, so Sayedd Mekawi, Fathallah Ahmad, und Anwar Brahem. In den 1980er Jahren begann er, Songs für andere Künstler wie Cheb Khaled und die Rap-Gruppe IAM zu komponieren. Bouchnak ist einer der wenigen Künstler, der seit 1992 regelmäßig im Opernhaus Kairo auftritt. Bouchnak beherrscht die Kunst der Improvisation und wird für seine außergewöhnlichen stimmlichen Fähigkeiten, seine spezielle Art der Interpretation und seine vereinnahmende Bühnenpräsenz hoch geschätzt. 1997 erhielt er den ersten Preis des Arab Singer Award in Washington DC, im Jahre 1997.
Mit seiner eindrücklich sanften Stimme ist es ihm gelungen, ein Erbe wiederzubeleben, das man schon fast verloren glaubte. Die Texte von Adam Fethi, dem bekanntesten Dichter Tunesiens, erzählen von erfüllter und verlorener Liebe, von Vergessen und Erinnern.
„Wissen die Tunesier überhaupt, dass sie in Lotfi Bouchnak einen Gesangskünstler von kontinentalen Ausmaßen haben?“, fragte einmal ein tunesischer Musikjournalist.
Bouchnaks Schwerpunkt liegt in der Aufführung der klassischen arabischen Musikschule und es ist ihm gelungen, die Muascah-Tradition wiederzubeleben, die in der arabischen Musik schon fast verloren schien.
Lotfi Bouchnak gilt als ein bedeutender Interpret des tunesischen Ma’luf und als hervorragender Oud-Spieler. Er belebt die Spielweise seines Namensvetters Mustapha al Bushnak (1770 – 1856) wieder und hat die Tradition des „Goldenen Zeitalters” verarbeitet, in dem die Sänger durch das gesamte damalige islamische Reich reisten und an den Höfen der orientalischen wie auch der westlichen Herrscher spielten. Auf diese Weise entstand damals eine kosmopolitische Kultur, die große ägyptische, syrische, irakische, tunesische und türkische Musiker hervorbrachte wie Tawfiq Quwiwi – den Meister Bouchnaks – Salih al Mahdi, Sayyid Darwish, Salih Abd al Hayy und Sabah Fakrih.