Khaled – Algerischer Raï-Sänger
Khaled wurde am 29. Februar 1960 in Oran/Algerien als Hadj Brahim Khaled geboren. Mit neun Jahren singt Khaled bei Familienfeiern, nimmt als Vierzehnjähriger seine erste Platte auf und wird bereits Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre weltbekannt als Teil der Pop-Rai-Bewegung, mit der der algerische Rai – eine Mixtur aus Chanson und arabischer Folklore – Anschluß an die internationale Pop- und Rockmusikwelt findet. Das 1983 als erstes Rai-Stück im algerischen Rundfunk gespielte El Mersem (Die Erinnerung) ist eines von Khaled.
Aufgrund seiner exponierten Position und des Erstarkens islamistischer Kräfte im Land, muß Khaled 1986 Algerien verlassen und geht ins Exil nach Frankreich. Erst dreizehn Jahre später wird er wieder ein Konzert in seinem Geburtsland geben können. 1992 bringt Khaled – der ab jetzt auf das Cheb in seinem Namen verzichtet – in Frankreich sein erstes vollständig nach westlichen Standards produziertes Album Khaled heraus und kann mit dem Titel Didi seinen ersten europäischen Hit verzeichnen.
1997 nimmt der französische Sänger Jean-Jaques Goldmann Khaled unter seine Fittiche. Der von ihm komponierte und produzierte Titel Aicha (die Hymne auf ein arabisches Mädchen, das den Namen der Frau des Propheten trägt) wird ein Welthit – und sein Sänger zur Zielscheibe für islamistische Eiferer, die ihm vorwerfen, den Song eines Juden gesungen zu haben. Doch Khalded, der König des Rai, lässt sich dadurch nicht einschüchtern, produziert – allen Anfeindungen zum Trotz – mit der israelischen Sängerin Noa eine Cover-Version von John Lennons Friedenshymne Imagine und tritt mit ihr 2001 bei einem Konzert in Rom auf.
Die Jugend Toleranz lehren will der Sänger Khaled – der wegen seines liberalen Lebensstils auf der Schwarzen Liste der Fundamentalisten steht, weil er als Moslem von Liebe und Begierde singt, vom Trinken und von Frauen. Weil er gegen Krieg und für Frieden und Verständigung über alle politischen, kulturellen und religiösen Grenzen hinweg eintritt.
Dafür setzt der algerische Künstler im französischen Exil immer wieder und bewußt Zeichen: 2004 lädt er für die Produktion seines Albums Ya Rayi (‚Ich sage meine Meinung‘) zwei alte Musiker ein: den algerischen Rai-Sänger Blaoui Houari, einen Moslem…und den Pianisten El Medouini, der Algerien verlassen musste. Dazu Khaled in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk: „Maurice El Mediouni ist ein Jude aus Algerien. 1962, als Algerien unabhängig wurde, hat man viele Juden, mit denen wir zusammen gelebt hatten, weggejagt. Sie mussten fliehen, andere wurden getötet. Ich wollte ein Zeichen setzen, für die Generation von heute. Zeigen, dass jede Form von Krieg abzulehnen ist. Deswegen habe ich für dieses Album den Juden El Mediouni und den Algerier Houari zusammengebracht. Vierzig Jahre lang haben sie sich nicht gesehen. Im Studio haben sie zusammen gearbeitet, mit mir, einem, der zu einer Generation gehört, die den Krieg nicht kennt.“ Quelle: wikipedia.org, exilarchiv.de
Aïcha – Songtext
Mit seinem Hit Aicha wird Khaled zum international berühmtesten Vertreter der algerischen Volks- und Populärmusik Raï und zu einem der bekanntesten Sänger der arabischen Welt, dessen provokante Texte zum Sprachrohr einer ganzen Jugendbewegung werden – und zur Zielscheibe für Fundamentalisten. Aïcha ist der Titel eines französischsprachigen Liedes von Khaled, das von Jean-Jacques Goldman geschrieben wurde. „Aïcha“ (arabisch عائشة) ist ein arabischer Frauenname und bedeutet die Lebendige. Das Lied handelt von einer Frau namens Aïcha, die von einem Mann umworben wird. Er verspricht ihr Perlen, Juwelen, Gedichte sowie andere Luxusgüter und romantische Dinge, worauf sie erwidert:
Sie sagte mir: „Behalte deine Schätze (Elle m’a dit : « Garde tes tresors)
ich bin mehr wert als all das (moi je vaux mieux que tout ça)
Käfige sind Käfige, selbst wenn sie aus Gold sind (Des barreaux sont des barreaux, même en or)
Ich möchte dieselben Rechte wie du (Je veux les mêmes droits que toi)
Und Respekt an jedem Tag (Du respect pour chaque jour)
Ich möchte nur Liebe.“ (moi je ne veux que de l’amour. »)
Der Refrain drückt die Verzweiflung des Mannes aus:
Aïcha, Aïcha, hör‘ mir zu! (Aïcha, Aïcha, écoute-moi !)
Aïcha, Aïcha, geh’ nicht weg! (Aïcha, Aïcha, t’en va pas !)
Aïcha, Aïcha, schau‘ mich an! (Aïcha, Aïcha, regarde-moi !)
Aïcha, Aïcha, antworte mir! (Aïcha, Aïcha, réponds-moi !)