Tahar Ben Jelloun – Marokkanischer Schriftsteller
Tahar Ben Jelloun, geboren 1944 in Fès (Marokko), lebt in Paris und Tanger. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb. Tahar Ben Jelloun studierte Philosophie, Soziologie und Psychiatrie in Rabat und Paris. Er wurde Journalist und Schriftsteller und arbeitete u. a. als ständiger Mitarbeiter der Tageszeitung Le Monde sowie der Monatszeitschrift Le Monde Diplomatique. Für seine Romane wurde er mit zahlreichen internationalen Preisen geehrt. 1987 wurde er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, 2004 mit dem renommierten International IMPAC Dublin Literary Award. Im Jahr 2011 wurde ihm der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis verliehen.
Der Einschnitt
Roman von Tahar Ben Jelloun
aus dem Französischen von Christiane Kayser.
Erscheinungsdatum: November 2015 im Berlin Verlag
Leben oder Liebe machen
Dieses Buch ist eine Provokation, und doch handelt es von etwas erschreckend Alltäglichem. Als bei Tahar Ben Jelloun Prostatakrebs diagnostiziert wurde, beschloss er, darüber zu schreiben. Ob ihm bewusst war, dass er damit an eines der letzten Tabus rührte? Anders als bei den „weiblichen“ Krebsarten, die schon lange autobiographisch-literarisch verarbeitet werden, gab es noch keinen Schriftsteller von Rang, der über seine persönliche „Entmännlichung“ berichtet hätte. Die Angst vor der Bloßstellung war groß genug, dass auch Jelloun sich zunächst des alten Kniffs bediente, die Geschichte eines „Freundes“ zu erzählen. Nur so schaffte er es, die Ängste und Schrecken, die mit diesem Krebs und seiner Behandlung verbunden sind, mit der nötigen Distanz zu schildern. Schonungslos und dabei doch lyrisch, intim und zugleich überpersonell, berichtet Jelloun von Demütigungen, Entscheidungen und Abschieden. Dabei ist ihm unversehens noch etwas ganz anderes gelungen – nämlich eine Eloge an das Leben und die Liebe.