Kaouther Tabai – Tunesische Schriftstellerin
Kaouther Tabai ist 1964 in Tunesien geboren und lebt seit 1983 in Deutschland. Sie studierte an der Technischen Universität München Informatik und arbeitet im Brotberuf als Softwareentwicklerin. Als Autorin schreibt sie in ihrer Muttersprache Arabisch wie auch auf Deutsch und übersetzt zeitgenössische arabische Literatur ins Deutsche. In zahlreichen teilweise sehr persönlichen Kurzgeschichten gelingt es Kaouther Tabai die Konflikte der arabischen Welt, das Hin-und-Hergerissen-Sein der Jugend zwischen ängstlich-trotzigem Fundamentalismus und Globalisierung, die sozialen und politischen Probleme und die mit dem arabischen Frühling verbundenen Hoffnungen begreifbar zu machen.
„Die Neugier und Euphorie der Jugend ließen mich Ariana, meine Heimatstadt bei Tunis, verlassen. Die Liebe ließ mich in München hängen bleiben. ‚Nein, bereuen tue ich nichts, gar nichts!‘, wie Edith Piaf singt. Meine Muttersprache Arabisch ist meine Heimat, sie lebt in mir überall, wohin ich komme, und in die deutsche verliebte ich mich auf den ersten Blick; das ‚Ja‘-Wort war mein Anfang mit ihr. Doch auf dem tagtäglichen Weg zur Arbeit, in das Softwarehaus im sachlichen Büroviertel, begleiten mich täglich deine Stimmen … Ariana.“, sagt Kaouther Taibi.
Das Interview mit Kaouther Tabai am Abend des 22. Juli´s 2016 in Augsburg, anlässlich der Vernissage zur Ausstellung „Wahrnehmung von Frauen“.
Jasminknospen – Von Tunesien nach Europa… und dann? Glaré Verlag, August 2015
Mit „Jasminknospen – Von Tunesien nach Europa … und dann?“ gibt Tabai Einblicke in das Leben der jungen Menschen, die den „Arabischen Frühling“ erblühen ließen. Es spricht viel Erfahrung aus den einfühlsamen und facettenreichen Erzählungen von Kaouther Tabai über das Leben der Menschen in Tunesien: Von der Kindheit in einer chaotischen Familie, der Aufmüpfigkeit junger Mädchen und ihrer Furcht vor sexuellen Übergriffen bis zu den Motiven junger Männer, die ausländischen Touristinnen schöne Augen machen. Abgerundet wird der Band durch die Schilderung eines Lebens in Europa, das so kaum bekannt ist.
Auch die neuen, ehrlichen Zustandsbeschreibungen der Autorin von „Das kleine Dienstmädchen“ offenbaren viele Überraschungen.
„Sie beschreibt Frauenleben aus einem Land, das in den achtziger Jahren als dem Westen als besonders aufgeschlossen galt. Mit dem Abstand einiger tausend Kilometer beschreibt Tabai, warum sich ihre Heldinnen … gerade in der Fremde ihrer Tradition besonnen haben.“ (Berliner Tagesspiegel) „Faszinierend und humorvoll führt sie in die Welt Nordafrikas ein, erzählt von ausgewanderten Juden, von starken wie schwachen Frauen, dem Konflikt von Frau und Mann in der arabischen Familie, der Konfrontation mit der islamischen Gesellschaft …“ (unsere zeit)
Das kleine Dienstmädchen: Aus dem Leben tunesischer Frauen. Glaré Verlag, Juli 2014
Von Ariana, dem verschlafenen Städtchen in der Nähe von Tunis, wo in der brütenden Mittagshitze die Zeit stehen bleibt und das Kaffeehaus ein Ort ist, den Frauen nur von außen kennen, bis in ein steriles Münchner Bürohaus ist es ein langer Weg. Über diesen führt uns Kaouter Tabai mit ihren einfühlsamen Erzählungen tief in das Leben tunesischer Frauen. Sie schildert authentisch, liebevoll und vor allem natürlich Szenen aus einem ungewöhnlichen Frauenleben. Sie verzweifelt nicht angesichts vielfältiger Sorgen und Nöte des Alltags, sondern weiß auch dessen Freuden in allen Phasen des Lebens zu genießen. Und das, obgleich schon den kleinen Mädchen in Tunesien frühzeitig klar gemacht wird, welche Einschränkungen ihr Dasein als Frau mit sich bringt. Das zu akzeptieren sind jedoch immer weniger junge Frauen bereit. Und doch schwingt in den Erzählungen der Autorin oft Wehmut mit, eine unzerstörbare Sehnsucht nach der Herzlichkeit der Menschen, der Verbindlichkeit sozialer Beziehungen. Auch wenn sie schonungslos anprangert was sie – hier wie dort – nicht zu akzeptieren bereit ist, so lässt sie uns doch immer wieder teilhaben an Begegnungen mit warmherzigen Menschen, durch die man sich an jedemOrt der Welt zu Hause fühlen kann.