Jasmin von Nadia Sebkhi
Jasmin von Nadia Sebkhi. Aus dem Französischen von Marianne Rosa Hoffmann. Verlag Donata Kinzelbach, Sept. 2016.
Maghreb Magazin stellt regelmäßig Bücher aus und über dem Maghreb vor. Dazu zählen ausgewählte Werke der Literatur auf Deutsch und ins deutscher Übersetzung, deren Handlung im Maghreb spielt oder dort ihre Wurzeln haben. Die maghrebinische Literatur ist geprägt von der Kolonialgeschichte, Exil und Migration, Fundamentalismus, aber auch Hoffnung auf Veränderung und umfasst Literatur in verschiedenen Sprachen – arabischen, französischen und amazighischen – mit verschiedenen Stilen und Themen sowie historischen Hintergründen. Sie zeichnet sich durch einen hohen Grad an Welthaltigkeit und führt den Leser so in eine andere Region mit all ihren Verwerfungen, Brüchen, Katastrophen…
Verglichen mit der jungen arabischsprachigen Literatur des Maghreb erfreut sich die frankophone Literatur zweifellos eines großen Ruhms auf der ganzen Welt. Die französisch geschriebene Literatur des Maghreb gilt als eine lebendige Auseinandersetzung mit Tradition, Geschichte und aktuellen Lebensbedingungen. Als Tahar Ben Jelloun, der meisübersetzte und prominenteste marokkanische Gegenwartsautor, 1987 mit dem Prix Goncourt für seinen Roman „Die Nacht der Unschuld“ ausgezeichnet wurde, hat dies der gesamten Maghrebliteratur einen Popularitätsschub beschert. Die frankofone Literatur des Maghreb ist seitdem im deutschen Sprachraum verstärkt wahrgenommen worden, besonders nachdem maghrebinische Autorinnen und Autoren französischer Sprache mit wichtigen internationalen Preisen ausgezeichnet wurden, u.a. Tahar Benjelloun, Kateb Yassine, Assia Djebbar, Boualem Sansal, Hédi Kaddour, Kamel Daoud, Yasmina Khadra uvm. Einige couragierte Verlage (etwa Verlag Donata Kinzelbach, Unionsverlag, Lenos, Eichborn, Rotbuch, Edition Orient) haben vornehmlich marokkanische, algerische und tunesische Autoren in guten Übersetzung in ihrem Programm. Der Verlag Donata Kinzelbach hat in 30 Jahren Existenz 122 Titel von 68 Autoren aus dem Maghreb herausgebracht.
Nadia Sebkhi – Jasmin
Jasmin (Originaltitel: La danse du Jasmine) von Nadia Sebkhi. Aus dem Französischen von Marianne Rosa Hoffmann. Verlag Donata Kinzelbach Sept. 2016. ISBN 978-3-942490-28-3
In Form eines E-Mail-Romans beleuchtet die algerierin Nadia Sebkhi die Frage: Wie ist ein gewaltfreier Dialog in der islamischen Welt und mit der islamischen Welt möglich? Isabelle, eine Journalistin aus Frankreich, hat Algerien am Vorabend der Unabhängigkeit verlassen. Nun, ein halbes Jahrhundert später, kehrt sie mit ihrem Lebensgefährten dorthin zurück. Aus dem Treffen von Isabella und der Schriftstellerin Dania entwickelt sich eine enge Freundschaft. Während Isabelle Bilder und Düfte der Kindheit wiederfindet, fordert Dania unnachgiebig die Emanzipation der Frau. In den ausgetauschten E-Mails beleuchten sie existenzielle Fragen, wie etwa den moralischen Verfall materialistisch geprägter Gesellschaften.
Leseprobe
Vierzehn Uhr dreiundzwanzig
In der Buchhandlung hat es den Anschein, als würde meine Signierstunde ruhig verlaufen. Die Algerier sind wenig literaturversessen. Am besten verkaufen sich Geschichts- und Kochbücher. Ab und zu werde ich nach dem Preis eines Buches mit einem gefüllten Hähnchen auf dem Umschlag gefragt. Ich antworte, dass die Kasse in der Nähe des Ausgangs sei.
Ich bin verdutzt über diese ganzen Störungen.
Eine Journalistin der französischen Presse nähert sich mir mit einem Diktiergerät. Sie stellt mir Fragen für ihr Feuilleton. Ich verstehe nicht sehr gut, was sie sagt. Aber ihre Freundlichkeit und ihre sanfte Stimme berühren mich.
Manchmal lesen Journalisten mir als Schriftstellerin einen Satz aus einem meiner Bücher vor und erwarten dann dazu ein Bekenntnis von mir, ohne eine richtige Frage gestellt zu haben. Ich antworte mir dann selbst in einer Art Monolog: Wie im wahren Leben fordern die Verherrlichung meiner Heldinnen und ihre dämonischen Liaisons die Kunst zu Schweigen heraus, damit man hinter die scheinbare Unordnung kommt.
Ich muss auch die hellen Seiten des Lebens einfangen, nicht nur den Abstieg oder den Fall. Denn das Fantastische und das Poetische gehören ebenso zum Lauf der Zeit, um die Wahrheit zu kompensieren.
Ich beende das Signieren früher als vorgesehen. Ich fürchte mich vor dem zweiten Kapitel dieses Tages, in dem ich gegenüber meiner Leserschaft von meinen Irrfahrten erzählen soll.
Sechzehn Uhr dreiundzwanzig
Der Ablauf meiner Signierstunde hat mich entmutigt. Ich träume davon, dass meine Nation von Büchern durchdrungen wäre. Von Zeitschriften, Romanen, Novellen, Lyrik. Aus Freude lesen, aus Lust an der Schlemmerei, der Sättigung. Die Welt und ihr Geheimnis entschlüsseln.
In meiner Kindheit habe ich Worte gesammelt wie Kieselsteine. Ich habe sie umsichtig in Papierfetzen versteckt, ohne zu wissen, dass ich dem Schreibfieber und seiner Schattenseite anheimfallen würde.
Im Konferenzzimmer angekommen, grüße ich die Journalisten, mit denen ich befreundet bin. Unter ihnen entdecke ich die französische Journalistin, die ich in der Buchhandlung getroffen hatte. Ihre Eigenheit war ihre halb leutselige, halb reservierte Art, sich mir zu nähern. Bestimmt ein Schutzschild für eine Europäerin in Afrika. Tatsächlich bleibt mein Algerien über alle gewöhnlichen Klischees hinaus wegen seiner Komplexität faszinierend. Zwischen Orient und Okzident. Zwischen Tradition und Moderne. Zwischen Not und großer Brüderlichkeit. Zwischen Hoffnung und Desillusion.
Ich weiß nicht, von was ich und diese zarte Fremde, die von weit her gekommen ist, geredet hatten. Dennoch verbinde ich seitdem diesen Wohlgeruch vom Norden des Mittelmeers mit ihrem Vornamen Isabelle. Ein Name, der mich an Isabelle Eberhardt erinnert, jene sagenumwobene Forscherin der Wüste in islamischen Ländern.
Meine liebe Isabelle,
Ich schicke Ihnen im Anhang die Fotos, die ich wie während unseres Treffens versprochen für Ihren Artikel ausgewählt habe. Sie haben die Wahl.
Ich bin erfreut, Sie und Ihren Begleiter getroffen zu haben. Ich muss zugeben, dass ich eine große Zuneigung empfunden habe, als ich Ihren fortwährenden Fragen über Algerien Antwort stand. Abgesehen davon kann ich all das Zögern und die Vorsicht von Ihnen als Europäerin, die hier arbeitet, sehr gut nachempfinden.
Ich greife eine Ihrer Einsichten auf: Ja, es ist relativ schwierig, über das Unsagbare meiner Gesellschaft zu schreiben. Stellen Sie sich vor, was eine Schriftstellerin fühlen könnte, die auf allen Seiten von Ideologien umgeben ist? Ich könnte Ihnen so einiges darüber erzählen, meine liebe Isabelle.
Außerdem hat diese unendliche Musik, komponiert von zwei schönen Seelen, die füreinander entbrannt sind, in mir ein intensives Glücksgefühl ausgelöst. Also bezaubern Sie uns bitte weiterhin, Sie sind außergewöhnlich.
Am sechsten Tag des kommenden Monats werde ich um sechzehn Uhr mit befreundeten Schriftstellerinnen des großen Maghreb im Palais de la Culture sein. Diesmal werden wir uns dem Thema „Mehrstimmigkeit“ widmen. Wir wollen wirklich die Umstände des Lebens als Frau transzendieren.
Tatsächlich leben Frauen eine spezifische psychologische, soziale, religiöse… Realität, dementsprechend bewahrheitet es sich, dass ihr Schreiben sich von dem ihrer männlichen Kollegen unterscheidet. Um es mit den Worten Simone de Beauvoirs zu sagen: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es!“ Wenn Sie in Algier sind, würde es mich freuen, Sie diesen brillanten Autorinnen vorzustellen, und auch die freundschaftlichen Bande zwischen uns fester zu knüpfen. Sie genießen meine vollste Wertschätzung, meine liebe Isabelle!
Bis bald!
Dania
Meine liebe Dania,
Ich wurde vor der algerischen Unabhängigkeit geboren. Mein Vater ist ein Pied-noir, er stammt aus Spanien und hat sich in Algerien angesiedelt. Meine Mutter hat einen türkischen Vater und eine normannische Mutter.
Diese Mischung, aus der ich hervorgegangen bin, bereichert mich sehr. Außerdem bin ich ein Einzelkind, das von seinen Eltern verwöhnt wurde. Wir wohnten damals im Zentrum von Algier, in der Rue d’Isly.
Ich weiß, dass das Leben seinen Gang nach Gutdünken des Himmels geht. Schon immer entfaltet sich mein Los vor dem Hintergrund der Düfte meiner maghrebinischen Kindheit.
Ich habe gelernt, dass die öffentliche Meinung die Lügen über die Verbindungen zwischen den Algeriern und den Pieds-noirs unterstützt. Algerien und unsere algerischen Freunde haben uns zutiefst gefehlt. Sein ganzes Leben lang hatte Papa Schwierigkeiten, seine Tränen zurückzuhalten, wenn er sich an seine Familie und seine arabo-beberischen Freunde erinnert hat, die in den bösartigen Massakern der OAS umgekommen sind.
Nach der Waffenruhe vom 19. März 1962 waren die blinden Attentate, die von der OAS als Reaktion auf die Fahnenflucht Algeriens verübt wurden, ein schändliches Verbrechen gegen das, was uns allen gemein ist.
Ein Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass die Dekolonialisierung Algeriens für alle ein tragisches Ende genommen hat. Deshalb mussten die Europäer im Norden Afrikas alles aufgeben und das Land verlassen.
Das ohnmächtige Mädchen, das ich damals war, verstand es nicht. Als diese Massaker die Auswanderung schließlich erzwangen, waren meine Eltern schon geflohen.
Ich glaube, dass dieser kurze Moment unser Unbewusstes für immer beeinflusst.
Mein Vater hatte eine entfernte Cousine, Rosa, zurückgelassen. Sie weigerte sich, die Gegend und Algerien überhaupt zu verlassen. Ihre einzige Familienanbindung war Papa.
Diese Verwandte war meinem Vater teuer. Man erzählt sich, dass sie noch ganz jung von ihrem muslimischen Mann verstoßen wurde, weil sie unfruchtbar war. Papa bekümmerte ihre Not. Er hatte sich Rosas angenommen und schickte ihr regelmäßig Geld, damit sie menschenwürdig leben konnte. Ich erinnere mich, dass das für Streit zwischen meinen Eltern sorgte.
Als zartfühlende Beobachterin der brutalen Welt tat ich Mama Unrecht. Ich mag keine Boshaftigkeit. Ich bekam schon unter diesen geschilderten Zuständen Lust, Rosa einmal zu begegnen.
Ich habe unbewusst in Rosas Geheimnissen herumgestochert; sie schrieb in ihren Briefen, dass sie von wohlmeinenden Seelen umgeben sei; aber im Laufe der Jahre begann sie, angesichts des Rassismus der besessenen Ideologen der arabischen Welt, ihre jüdische Herkunft zu verschleiern. Sie berichtete, dass Algerien einst ein Land war, in dem alle Religionen sich gegenseitig respektiert hätten. Zu jedem religiösen Fest sei es üblich gewesen, sich die Freuden eines gelungenen Mahles zu teilen und sich rege untereinander auszutauschen.
Nun ist diese Ära nach ihren Schilderungen Vergangenheit, has been.
Offensichtlich sammelt meine vergrabene Welt Gefühle in Bezug auf die Dinge an, die mich umgeben. Deshalb bleibe ich skeptisch gegenüber den drei Religionen, die sich in diesem selben Zeitkontinuum befinden. Trotz dieser zeitlichen Koexistenz erregen sie gegenseitig so viel Intoleranz und Zurückweisung.
Das Befremdlichste ist, dass der Prediger seit Jahrhunderten schamlos seine einzige Wahrheit verbreitet.
Dieser gleiche Betrüger umgarnt in einer schwer verständlichen Ordnung trügerisch diejenigen, die nach Idealen streben, so wie wir.
Egal, von welchem Schlag sie sind, ich verspotte diejenigen, die die Gutgläubigen manipulieren, denn meine eigene Religion nimmt keineswegs die Geometrie des Geistes auf. Sie zeichnet sich durch eine Distanz gegenüber Regeln aus und findet sich wieder in der Auferstehung einer Kultur der Menschlichkeit, die jedes Staubkorn in der Luft erfasst.
Liebe Dania, sowohl meine Kindheit als auch meine Pubertät und mein Erwachsenenalter sind von diesen komplexen Reminiszenzen gezeichnet; aber sie werden auch erheitert von Netzen der Hoffnung.
Ich lebe mein Leben, indem ich meine Einsamkeit mit der Lektüre sämtlicher Bücher ausstopfe, die mir in die Hände fallen. Mein höchstes Ziel ist es, das unsichtbare Mystische zu fassen zu bekommen, und es erweist sich als vom eigenen Eifer verzaubert.
Ich erinnere mich noch an meine Ankunft in Paris. Welch eine Enttäuschung! Das lichte Algier zu verlassen, nur, um das graue Paris zu entdecken!
Dania, oftmals verlängert sich die Dauer des Schmerzes, und er kommt nie allein. Ich bin immer noch untröstlich über den Verlust von Papa. Er hat mich nun schon vor fünf Jahren verlassen, infolge eines Herzinfarktes. Ich höre nicht auf, ihn zu beweinen, habe ich doch beinahe den Orientierungspunkt meines Lebens mit ihm verloren. Ich trauere immer noch.
Als wir kurz vor der Unabhängigkeit Algeriens aus Algier geflohen sind, war das ein überhasteter Aufbruch. Seitdem mag ich den Beigeschmack von Abschieden nicht mehr, noch weniger wenn sie für immer sind. Ich bin jemand, der sein ganzes Leben lang darauf wartet, dass seine Schreckensbleiche nachlässt.
Ebenso sehr wie Papa mir fehlt, fehlt mir auch mein Land, diese teure Freundin. Das war schon immer so. Das Flüstern Algiers ist in mir verkrustet wie ein beweglicher Schatten, der entfernte Erinnerungen heraufbeschwört. Tatsächlich gehe ich in meiner Vorstellung immer noch auf den Treppen von Algier. Und nun fahre ich erstaunlicherweise nur aufgrund eines Traumes nach Algier zurück.
Ich habe mir immer wieder die Fuge meines Geburtslandes ins Gedächtnis gerufen, fast besessen von einer überhitzten Atmosphäre. Das Bild von Papa, wie er Tränen vergießt und sein Gesicht verbirgt, bleibt unauslöschlich für mich. Mein Vater, mein erster Mann! Von ihm habe ich gelernt, die Liebe nach dem Maßstab der Verletzungen und Mängel zu beurteilen! Oh ja! Dania, ich bleibe diese Frau, die auf der Hut vor all den Religionen der Menschheit ist, und glaube, dass ich in einer verborgenen Welt lebe, über die die Götter gebieten. Auch fürchte ich in meinem tiefsten Inneren, dass ich kaum Ordnung in meinen Kopf bringen kann.
Dania, meine Freundin, ich war schon in anderen Großstädten, aber meine Liebe zu Algier fühlt sich an wie die erste große Liebe, der man nostalgisch für immer treu ergeben, ja verfallen bleibt.
Liebe Isabelle,
Ich bewahre Ihre Geschichte wie einen Schatz. Ich lese sie immer wieder, um mich mit Schönheit anzufüllen.
Von allen mir bekannten Schicksalen glaube ich, Ihres am meisten zu bewundern.
Verzeihen Sie, liebe Freundin, dass ich so lange gebraucht habe, um Ihnen zu antworten. Ich bin im Gefängnis meiner Schriften ertränkt worden; dennoch bin ich immer noch entzückt von Ihrem erstaunlichen Glauben.
Glauben Sie mir, oftmals formt der Zufall die Bewegung des Unergründlichen. Er bringt den Lichtschein mit sich in Einklang, indem er das Herz und den Geist versöhnt.
Meine Briefe an Sie sind beinahe ein Selbstgespräch.
Während ich ihre letzte Mail gelesen habe, habe ich eine Prophezeiung in Ihnen gespürt.
Eine unerschütterliche Suche. Ich hatte so viele Fragen an die Existenz im Hauch der Zeit und nun antworten Sie mir, als hätten Sie das Wort entdeckt, das mir während meinen Einwürfen gefehlt hat.
In dieser Ära der Zusammenhanglosigkeit des mediterranen Beckens macht mich der Horizont des Islams gegenüber dem Abendland betroffen.
Weitab von schlaffen Gemeinplätzen und vordergründiger Heuchelei, zwischen drei Kontinenten, die den Kern der Menschlichkeit ausloten, verstehen sich die Menschen nicht mehr. Der intellektuelle, kulturelle, humane, freundschaftliche, ökonomische, symbolische Anspruch ist dem denkenden Wesen abtrünnig geworden.
Das Leben ist eine verrückte Maschinerie.
Die radikalen Djihadisten denken für die einen, und die intellektuellen, materiellen, pedantischen, unwissend-und-schlecht-informierten Individualisten denken für die anderen. Und da sind wir, beherrscht von einem der groteskesten Totalitarismen.
Wenn doch bloß diese Individuen, die die menschliche Rasse bestimmen, zumindest ein klein wenig von unserem Austausch übernähmen.
Bild könnte enthalten: 1 Person, Weihnachtsbaum und im Freien
Über die Autorin
Nadia Sebkhi zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Algeriens und ist die Herausgeberin der Literaturzeitschrift L‘ivrEscQ. Sie schreibt in französischer Sprache. An ihrem Projekt, einen Folgeroman zu Assia Djebars „Loin de Medine“ zu schreiben, wurde das Konzept des Symposiums entwickelt. Sebkhis Zugang zur Religion – in diesem Fall zum Islam –, der deutlich geprägt ist von der „nationalen Katastrophe“ der 90er Jahre in Algerien ist ein verständiger, selbstbewusster, liebevoller und konsequent gewaltfreier. Darüber hinaus gelingt es Nadia Sebkhi, über Religion zu sprechen, auch zu schreiben. Sie ermöglicht daher das Gespräch über Religion und Islam. Sprachlosigkeit fördert Radikalismen, Nadia Sebkhi ermöglicht stattdessen den Dialog. Ihr Werk ist geprägt von der Frage: Wie ist ein gewaltfreier Dialog in der islamischen Welt und mit der islamischen Welt möglich?
Hommage an die Schriftstellerin und Historikerin Assia Djebar