Fouad Laroui – Marokkanischer Autor
Fouad Laroui (geb. 1958 in Oujda, Marokko) durchlief in seiner Heimat Marokko den französischen Bildungsweg (Lycée Lyautey de Casablanca) bevor er an der École nationale des Ponts et Chaussées in Paris als Ingenieur diplomiert wurde und später in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Er leitete zunächst eine Mine in Marokko, hängte dann aber seine Karriere als Ingenieur an den Nagel und ging nach England. Heute lebt er in Amsterdam, wo er an der Universität erst Umweltwissenschaften lehrte, inzwischen aber französische Literatur und Philosophie unterrichtet. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitet Laroui als Literaturkritiker und Schriftsteller. Er hat bislang acht Romane veröffentlicht und viele Essais und Erzählungen. Für seine Werke wurde Laroui bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem prix Albert Camus, dem prix Méditerranée, dem prix du meilleur roman francophone, dem prix Goncourt de la nouvelle. Larouis jüngster Roman Les tribulations du dernier Sijilmassi stand auf der Auswahlliste für den prix Goncourt 2014.
Die Romane und Erzählungen des marokkanischen Schriftstellers Fouad Laroui handeln von der Identität des Einzelnen in einer globalisierten Welt, von Konfrontation und Dialog zwischen den Kulturen und davon, wie sich ein Individuum im Konflikt mit der Gruppe verhält.
Die Leiden des letzten Sijilmassi – Roman. Merlin Verlag, Gifkendorf, 2016. Aus dem Französischen von Christiane Kayser.
Ingenieur Adam Sijilmassi hat bereits alles erreicht, wovon sich sein Großvater Hadj Maati im entlegenen Azemmour nie hätte träumen lassen: Ausgestattet mit den besten Diplomen internationaler Universitäten ist sein Weg als erfolgreiches Mitglied der feinen marokkanischen Elite vorgezeichnet. Schon winkt die Führungsposition in einem weltweit agierenden Industriekonzern. Doch dann passiert es. Auf dem Rückflug von einer Geschäftsreise in Asien überkommt es ihn hinterrücks: Was um Himmels Willen tut er da eigentlich, 30.000 Fuß über der Andamanen-See, in einer umweltverpestenden Blechbüchse, die mit 900 Stundenkilometern durch den Himmel rast? Und warum nur diese Eile? Bei der Landung in Casablanca hat Adam entschieden: er wird sein Leben grundsätzlich ändern.
Der Roman „Die Leiden des letzten Sijilmassi“ des marokkanischen Autors Fouad Laroui ist die Geschichte einer Midlife-Crisis ganz besonderen Art.
Die Leiden des letzten Sijilmassi erzählt vom Konflikt einer ganzen Generation von Menschen, deren kulturelle Wurzeln in der muslimischen Welt liegen und die zugleich durch einen Bildungs- und Berufsweg in der westlich aufgeklärten Welt sozialisiert sind. Während sie für sich selbst noch versuchen, einen versöhnlichen Weg des Kompromisses vermeintlich gegensätzlicher Kulturen zu finden, sind sie längst zum Spielball zwischen den Fronten geworden.
“Leser und Literaturkritiker waren verwundert über die vielen literarischen Zitate in diesem Werk. Sie hatten den Eindruck, einer von zwei Sätzen sei ein Zitat”, beschreibt Laroui den Collage-Stil den er einsetzt; fast wie ein Rapper der Zitate sampelt.
“Ich wollte etwas veranschaulichen, was mir wichtig ist: Unsere Identität ist teilweise geprägt von unseren Lektüren (…) Anders ausgedrückt: unsere Welt ist in Teilen das Ergebnis unserer Lektüren”, fügt Laroui hinzu.
Die alte dame in Marrakesch – Roman. Merlin Verlag, Gifkendorf 2015. Aus dem Französischen von Christiane Kayser.
François und Cécile sind ein glückliches Paar, sie lieben sich und führen ein komfortables, sorgenfreies Leben in Paris. Und doch fehlt etwas, denn François langweilt sich. Und während er vor seinem Fernseher sitzt, träumt er von der Ferne: Wie wäre es wenn wir einen Riad in Marrakesch kauften? Alle Welt in Paris hat einen Riad in Marrakesch, warum nicht wir? Um endlich Ruhe zu haben von ihrem Mann, den sie in der Midlifecrisis wähnt, gibt sich Cécile geschlagen und willigt ein. Zu ihrer eigenen Überraschung sind die Eheleute binnen kurzem stolze Besitzer eines alten Hauses im Herzen der Altstadt von Marrakesch. Ist nun alles gut? Nicht ganz, – vorher gilt es, die alte Dame umzusiedeln, die in der Zwischenzeit beschlossen hat, von nun an bei ihnen zu wohnen … Was als unterhaltsame Satire über die selbstgefällige europäische Mittelschicht beginnt, entwickelt sich zu einem in seiner Dichte beklemmenden und anrührenden Drama vor der Kulisse der jüngeren marokkanisch-europäischen Geschichte. Ein großartiger, ebenso spannender wie unterhaltsamer Roman über Versöhnung und Verantwortung.
In Fouad Larouis Roman »Die alte Dame in Marrakesch« geht es um Verständigung und Versöhnung. Fouad Laroui erzählt in »Die alte Dame in Marrakesch« vom Aufeinanderprallen der Kulturen. Er wendet sich in seinem Roman einer hochaktuellen Thematik zu: dem Zusammenhang zwischen europäischer bzw. französischer Kolonialgeschichte und gegenwärtiger, wechselseitiger Wahrnehmung von Frankreich und Maghreb. Seine Geschichte erzählt von den blinden Flecken in dieser Wahrnehmung, vor allem auf Seiten der Europäer und liefert so zahlreiche kritische Denkanstöße zur Sicht auf die gegenwärtige Welt zwischen Marrakesch und Paris, zwischen Nordafrika und Europa.
Quellen: www.marabout.de, www.amazon.de, www.deutschlandradiokultur.de