Fatima Mernissi – Marokkanische Autorin und Soziologin

Fatima Mernissi – Marokkanische Autorin und Soziologin
Fatima Mernissi (* 1940 in Fès; † 30. November 2015 in Rabat) war eine marokkanische Soziologin und feministische Buchautorin. Sie galt als die Grande Dame der marokkanischen Demokratiebewegung und als eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen der muslimischen Welt.
Mernissi wurde 1940 in einem Harem in der Stadt Fez geboren. Sie studierte in Rabat, später in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Zurück in Marokko wurde sie Professorin an der Universität von Rabat.
In ihren theoretischen Schriften setzte sie sich kritisch mit der Lage der Frauen in der muslimischen Welt auseinander. Sie vertrat als gläubige Muslima eine sehr positive Sicht auf den Propheten Mohammed und seinen Umgang mit den Frauen. Ihre These: „Der Prophet Mohammed wollte die Gleichberechtigung der Frau, scheiterte aber am Umfeld, das von dieser revolutionären Ansicht nichts hielt. Während sich die Frauen des Propheten relativ frei bewegen konnten, wurden die Vorschriften für Frauen im Laufe der zeit immer strenger – bis sich schließlich der Schleier über sie senkte und sie das Haus allein quasi nicht mehr verlassen konnten. Um seine politischen Interessen durchzusetzen, opferte Mohammed seine Vorstellungen bezügich der Gleichberechtigung von Frauen.“
In allen ihren zahlreichen Büchern, die sie auf Französisch und Englisch verfasste und die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt sind, darunter auch in deutscher Sprache, hat sie sich weit über die Grenzen Marokkos hinaus Geltung verschafft.
Zum Beispiel reflektiert sie in dem Buch „Geschlecht, Ideologie, Islam“ über die Stellung der Frau im Islam. Darin legt sie eine interessante Studie zum Verhältnis der Geschlechter in den vorislamischen und islamischen Gesellschaften vor und stellt fest, dass im Islam die Sexualität, anders als im Christentum, als eine positive Kraft gilt.
Ihr Werk „Der politische Harem“ bricht ein gesellschaftliches Tabu, in dem sie aufzeigt, dass die überaus problematische Position der Frau im politischen und sozialen Bereich bereits seit der Gründung des Islams vorhanden ist.
Auch in anderen Büchern, wie in ihrer historischen Studie „Die Sultanin. Die Macht der Frauen in der Welt des Islam“ schrieb sie über die Stellung der Frauen. Sie erzählte die Lebensgeschichten dieser Sultaninnen des Islams in Delhi, Kairo, Sanaa und Granada und lieferte damit einen Beitrag zur totgeschwiegenen Macht der Frauen in den islamischen Ländern.
Der Harem in uns
In ihrem Buch „Der Harem in uns – Die Furcht vor dem anderen und die Sehnsucht der Frauen“ räsoniert sie über das Frauenleben in Marokko und arbeitete sie ihre Kindheit auf.

Der Harem in uns – Die Furcht vor dem anderen und die Sehnsucht der Frauen
Herder Verlag, Mai 2000, aus dem Englischen von Michaela Link.
In ihrem Buch Der Harem in uns beschreibt Fatima Mernissi ihre Kindheit im Harem. Doch ihr Harem hat nichts zu tun mit dem westlichen Vorstellungen, in denen sich den ganzen Tag halbnackte Frauen an Brunnen räkeln und auf ihren Gebieter warten. Fatimas Vater hatte genau eine Frau. Diese lebte jedoch den größten Teil des Tages mit Schwägerin, Schwiegermutter und den Kindern in einer abgeschlossenen Welt. Harem – das bedeutet für Mernissi hohe Mauern, kaum Privatsphäre und die Unmöglichkeit, frei draußen herumlaufen zu können. Das Sagen hat die Schwiegermutter, der sich alle unterzuordnen haben. Das Buch zeigt so ganz unterschiedliche Lebenswelten muslimischer Frauen um das Jahr 1945 in Marokko.
2003 wurde die Autorin gemeinsam mit der amerikanischen Schriftstellerin Susan Sontag mit dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Literatur ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre EntscheidungWenn du deinem Kind jeden Tag diese 11 Dinge sagst, veränderst du sein Leben damit, dass die beiden Autorinnen in ihren Werken wesentliche Fragen der Gegenwart aufgegriffen hätten und für einen „Dialog der Kulturen“ einträten. Der Prinz-von-Asturien-Preis gilt als die spanische Version des Nobelpreises. Quelle: wikipedia.org, qantara.de