Cheikh Khaled Bentounes – Spiritueller Lehrmeister des Alawiyya-Ordens und Friedensbotschafter
Der aus Algerien stammende Cheikh Khaled Bentounes ist der aktuelle spirituelle Lehrmeister der vor allem in Algerien und Marokko beheimateten Sufi-Gemeinschaft der Alawiyya (Association Internationale Soufie Alawiyya – AISA), die auch einen Zweig in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland haben.
Cheikh Bentounes setzt sich seit jeher für Frieden und Dialog ein und betont immer wieder die Notwendigkeit des Dialogs von Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen, um gemeinsam dem Frieden in oft zerrissenen Gesellschaften näher zu kommen. Er ist heute als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des Sufismus anzusehen. Er vertritt vor allem das Erbe einer geistigen Bewegung, deren Wurzeln auf die großen Mystiker des Mittelalters zurückgehen. Er gilt als Mann des Friedens, der Moderne und des internationalen Dialogs mit anderen Religionen. Er hat zahlreiche Werke über den Islam und den Sufismus geschrieben. u.a. auch vom bekannten Werk „Le soufisme coeur de l’Islam. Les Valeurs universelles de la mystique islamiste. ALBIN MICHEL 2014“.
Die Brüderlichkeit im Erbe. Geschichte einer Sufi-Bruderschaft.
Cheikh Khaled Bentounes avec Bruno Solt: La Fraternité en Héritage. Histoire d’une confrérie soufie. Paris: A. Michel 2009
Die Autoren sind Cheikh Khaled Bentounès, der spirituelle Lehrmeister des Alawiyya- Ordens in Zusammenarbeit mit Bruno Solt, Religionswissenschaftler, Schriftsteller und Dozent in der Provence.
Inhalt: Cheikh Khaled Bentounès berichtet von dem geistigen Erbe, dem Vermächtnis seiner Vorväter als spiritueller Meister des Alawiyya-Ordens. Er erzählt seine Biografie und seine Familiengeschichte mit den Kriegswirren in Algerien seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Er schildert die Schwierigkeiten der Muslime in Nordafrika, die Repressalien durch die Regierungen sowie die Diffamierungen in der Presse. Die Vorfahren sind Patrioten und setzen sich für die Befreiung Algeriens ein. Die OAS (Organisation der geheimen Armee) und die FLN (Nationale Befreiungsfront) kämpfen im Bürgerkrieg (1954-1962) bis zur Unabhängigkeitserklärung durch General Charles De Gaulle. Khaled Bentounès ist an diesem Tag 13 Jahre alt.
Biographie
Cheikh Khaled Bentounes wurde 1949 im algerischen Mostaganem geboren und genoss dort seine Erziehung, bis er in jungen Jahren nach Europa kam. Nachdem er ein Studium in Oxford und Cambridge verfolgte, begab er sich in die Geschäftswelt nach Paris. Nach dem Tod seines Vaters wurde der junge Khaled Bentounes vom Rat der Weisen zum Nachfolger seines Vaters und damit zum neuen Lehrmeister des großen Alawiyya-Ordens gewählt. Nach anfänglicher Ablehnung widmete er sich schließlich dieser großen, verantwortungsvollen Aufgabe. Der heute in Frankreich lebende Cheikh Khaled Bentounes ist ein bekannter Mann des Friedens. Als gefragter Schriftsteller, Pädagoge und Referent durchreist er seit mehreren Jahren die Welt. Er gilt als Gründer der Moslemischen Pfadfinder in Frankreich, den Scouts Musulmans de France (SMF), und ist Vorstandsmitglied im vom französischen Innenministerium initiierten Conseil Francais du Culte Musulman (CFCM). Im Jahre 2000 war er Initiator für das Kolloquium „Für einen Islam des Friedens“, das bei der UNESCO veranstaltet wurde. Er ist Mitglied im Weltkongress der Rabbiner und Imame, der sich regelmäßig zu Konferenzen für den Frieden zusammenfindet. Im Jahre 2007 wurde er in Paris mit dem Ball des Friedens ausgezeichnet, den zuvor Zinedine Zidane, Yanick Noah und Nelson Mandela als Ehrung erhalten hatten. Cheikh Khaled Bentounes reichte den Ball des Friedens anschließend an den ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore weiter.
Der spirituelle Lehrmeister
Als Schriftsteller, Pädagoge und Referent durchreist Cheikh Khaled Bentounes seit mehreren Jahren die Welt. Hauptsächlich in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten übermittelt er die traditionelle Lehre des Sufismus. Er ist spiritueller Lehrmeister der Tariqa Alawiyya, die weltweit Tausende von Anhängern zählt.
Gegründet wurde dieTariqa Alawiyya, die ein Erbe des Zweigs der bekannten Shadhiliyya-Darkawiyya ist, von Cheikh Ahmed Ibn Mustapha al-Alawi (1869-1934). Cheikh al-Alawi war spiritueller Meister und zugleich Autor zahlreicher Werke zu Themen aus der Metaphysik, Philosophie, Theologie und der Dichtung. Seit 1975 nimmt Cheikh Khaled Bentounes die verantwortungsvolle Funktion des spirituellen Lehrmeisters wahr. In seinem Werk Le soufisme coeur de l’Islam beschreibt er die Rolle des Meisters wie folgt: „Das Herz des Meisters ist groß genug um darin alle Menschen mit all ihren Gegensätzen und all ihren Wegen unterzubringen, denn jeder schreitet zu Gott gemäß seiner eigenen Schrittgeschwindigkeit, seiner eigenen Bestimmung und seines eigenen Willens.“
Bereits in den Achtziger und Neunziger Jahren wurde Cheikh Bentounes zu Konferenzen nach Deutschland eingeladen, um über die Lehre des Sufismus zu referieren, unter anderem auch an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Heute ist Cheikh Bentounes Ehrenpräsident von Association Internationale Soufie Alawiya (AISA), jener Verein in dem die Tariqa Alawiya aktuell weltweit organisiert ist.
Ein Mann des Friedens
Cheikh Bentounes ist ein Mann des Friedens, der Brüderlichkeit und des Dialogs. Der Bischof von Oran, Algerien, Monseigneur Clavarie, beschreibt ihn im Jahre 1982 wie folgt: „Dieser spirituelle Meister besitzt einen außergewöhnlichen Tiefsinn und ist zugleich offen für all das, was andere religiöse Strömungen hervorbringen. Die Grundlage seines Wegs bildet die universelle Liebe. Er ist Prototyp für einen Islam des Dialogs und der Brüderlichkeit.“
1989 wurde er im Vatikan von Papst Johannes Paul II empfangen und nahm im selben Jahr in Warschau an der Zeremonie des 50-jährigen Gedenkens an die Opfer des Zweiten Weltkriegs unter dem Motto „Menschen des Gebets auf der Suche nach Frieden“ teil.
Im Januar 2000 war er Initiator für das Kolloquium „Für einen Islam des Friedens“, das durch UNESCO veranstaltet wurde.
Im Mai 2002 referierte Cheikh Khaled Bentounes bei der UNESCO-Konferenz in Barcelona zum Thema „Mystische Tradition und interreligiöser Dialog“.
2007 erhielt er in Paris, Frankreich den Ball des Friedens (une balle pour la paix). Diesen Ball hatte zuvor Zinedine Zidane, Yanick Noah und Nelson Mandela als Ehrung erhalten. Cheikh Bentounes reichte den Ball des Friedens anschließend an den ehemaligen amerikanischen Vize-Präsidenten Al Gore weiter.
Vorstandsmitglied im CFCM
Im Jahre 1999 rief der damalige französische Innenminister M. Jean-Pierre Chevènement Vertreter der Muslime in Frankreich zu Beratungsgesprächen zusammen, um eine geeignete Struktur zu finden den Islam in Frankreich zu repräsentieren. Unter den 18 Teilnehmern an den Beratungsgesprächen war auch Cheikh Bentounes, der als qualifizierte Persönlichkeit eingeladen wurde. Diese Initiative führten die folgenden Innenminister M. Michel Vaillant und anschließend M. Nicolas Sarkozy fort. Am 3. Mai 2003 wurde nach einem langen Reifeprozess schließlich der Conseil Francais du Culte Musulman (CFCM) gegründet, in dem Cheikh Bentounes seitdem Vorstandsmitglied ist.
Gründer der moslemischen Pfadfinder
Cheikh Bentounes gründete im Jahre 1991 die Pfadfinder-Bewegung Scouts Musulmans de France (SMF), in der heute zahlreiche Jugendliche in Frankreich organisiert sind. Der Pfadfinder-Verein arbeitet heute erfolgreich und ist in Frankreich vom Ministerium der Jugend und des Sports (Ministere de la Jeunesse et des Sports) als offizieller Bildungsverein anerkannt. Der Verein ist Mitglied des Dachverbands der Pfadfinder in Frankreich und Mitglied in der Weltorganisation der Pfadfinderbewegung (Organisation Mondiale du Mouvement Scout).
Zu den letzten großen Projekten der SMF zählt das Projekt Flamme de L’espoir (Flamme der Hoffnung), das von Mai bis Juli 2007 andauerte. Das Comité National Olympique Sportif Francais überreichte den moslemischen Pfadfindern die olympische Fackel, um diese symbolisch als Flamme der Hoffnung durch ganz Frankreich zu tragen. Am 1. Juli 2007 traf die Flamme der Hoffnung an ihrer Endstation, in der französischen Hauptstadt Paris, ein und wurde dort von Cheikh Bentounes zusammen mit mehreren Tausend Pfadfindern und Gästen empfangen.
Quelle: archive.is