Boualem Sansal – Algerischer Autor
Boualem Sansal ist unbestritten der wichtigste algerische Gegenwartsautor. Seine Bücher veröffentlicht er wegen seiner regime- und islamkritischen Haltung nur in Paris. Der Algerier Boualem Sansal wurde 1949 in Téniet el Had geboren. Erst im Alter von 50 Jahren begann die literarische Karriere des gelernten Ingenieurs und promovierten Ökonoms. Sein erster Roman „Der Schwur der Barbaren“ wurde von der Kritik gefeiert und mit dem Prix du Premier Roman ausgezeichnet.
Als Direktor im algerischen Industrieministerium wurde er jedoch entlassen. In seinem gesamten Werk setzt sich der preisgekrönte Autor auf bisher ungehörte Weise mit der traumatischen Situation in Algerien auseinander. Im Frühjahr 2009 erschien sein Roman „Das Dorf des Deutschen“ in deutscher Übersetzung. 2011 wurde Boualem Sansal mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Roman „Rue Darwin“ erscheint im September 2012 auf Deutsch.
Ob Literatur bei der Suche nach einer besseren Wirklichkeit für die Menschen in den arabischen Ländern helfen kann, bezweifelt der Schriftsteller. Dennoch kann er nicht aufhören zu schreiben: die Literatur brauche er in seinem inneren Exil wie die Luft zum Atmen, so Boualem Sansal. Boualem Sansal gehört zu den wenigen in Algerien verbliebenen Intellektuellen, die offen Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen üben. Mit seinem hartnäckigen Plädoyer für das freie Wort und den öffentlichen Dialog in einer demokratischen Gesellschaft tritt er gegen jede Form von doktrinärer Verblendung, Terror und politischer Willkür auf. Dabei richtet sich sein Blick nicht nur auf die Heimat, sondern auf die ganze heutige Welt. Boualem Sansal Webseite.
Das Dorf des Deutschen. Das Tagebuch der Brüder Schiller
Boualem SANSAL
DAS DORF DES DEUTSCHEN
Das Tagebuch der Brüder Schiller
Roman
Deutsch von Ulrich Zieger
280 S., kart., EUR 15,80,–
ISBN 978-3-87536-281-7
„Das Dorf des Deutschen“ verbindet die Tabuisierung des Holocausts in der arabischen Welt mit dem Versagen der europäischen Integrationspolitik.
„Das Dorf des Deutschen“ ist die Geschichte von Hans Schiller und seinen Söhnen Malrich und Rachel. Die beiden Brüder wuchsen fernab der Eltern – die in Algerien in einem kleinen Dorf lebten – in der Pariser Banlieu auf. Die Brüder sind in Frankreich geblieben. Rachel hat Karriere gemacht: er hat einen guten Job, ein kleines Häuschen, ein Auto, eine Frau – und die französische Staatsbürgerschaft. Sein 20 Jahre jüngerer Bruder Malrich steht dagegen am Rande der Gesellschaft: ohne Ausbildung und ohne Job lebt er perspektivenlos als Mitglied seiner multikulturellen Clique in der Vorstadt.
Als die Eltern der beiden im fernen Algerien bei einem Attentat der Islamisten umgebracht werden, gerät das Leben der Brüder aus dem Lot. Plötzlich werden sie mit der Tatsache konfrontiert, dass sich ihr Vater als ranghoher Nazi bei der SS in den Vernichtungslagern schuldig gemacht hat.