Malek Chebel – Algerischer Philosoph und Anthropologe
Der algerische Philosoph und Anthropologe Malek Chebel (* 23 April 1953 in Skikda/Algerien; † 12 November 2016 in Paris) war ein international anerkannter Islamexperte und gilt als einer der bedeutendsten algerisch-französischen Religions-Anthropologen. Er hat in Paris den Beruf des Psychoanalytikers ausgeübt und in Frankreich viele Bücher veröffentlicht, die sich mit dem Islam auseinandersetzen und sich sowohl an muslimische als auch nichtmuslimische Leser wenden. Er setzte sich für einen aufgeklärten, liberalen Islam ein. Im 2008 wurde er von Präsident Sarkozy mit dem Chevalier de la Legion d’Honneur ausgezeichnet.
Malek Chebel setzte sich in seinen Publikationen unter anderem mit dem Spannungsverhältnis zwischen Vernunft und islamischer Dogmatik auseinander, wodurch auch Aussagen über den epistemologischen Referenzbogen der zeitgenössischen Reformdenker sowie die Lage des Säkularismus in islamischen Ländern angestellt werden können. Die Bezeichnung aufgeklärter Islam – auf Französisch Islam des Lumières – geht auf diesen Autor zurück, der im Jahr 2004 mit der Veröffentlichung seiner 27 Thesen für diese Variante des Islams für viel Aufmerksamkeit sorgte – „Islam der Aufklärung“ (2004) – Manifeste pour un Islam des Lumières, 27 propositions pour réformer l’islam, Hachette, 2004.
Der Anthropologe Malek Chebel sieht in seinem „Manifest für einen Islam der Aufklärung“ weder „den Islam noch die arabische Welt unheilbar zerstritten mit der Idee des Fortschritts, nur müssen sie sich selbst tief in Frage stellen, um aus dem Teufelskreis der Blockaden auszubrechen“. Chebel formuliert 27 einzelne Reformschritte, von einer neuen Interpretation der Texte bis zu höheren Bildungsausgaben. In einem „Ozean der Niedergeschlagenheit“ erkennt er Zeichen der Hoffnung: die Jugend in den arabischen Ländern, die teilweise sehr kultiviert sei, und die Erinnerung daran, dass der Islam einmal die Welt modernisiert habe durch Mathematik, Astronomie und Philosophie: „Sich auf einen positiven Islam stützen, um den anderen Islam zu reformieren“, sei die richtige Perspektive. Quelle: wikipedia.org, bundesheer.at, handelsblatt.com
Islam für Anfänger
Aus dem Französischen von Alexandra Maria Linder, PRIMUS VERLAG, Juni 2012, ISBN/EAN: 9783863123444
Der manchmal etwas unbeholfene Umgang vieler nichtmuslimischer Europäer mit dem Islam rührt nicht zuletzt von Unwissenheit her. Wer ist der Prophet Mohammed? Was ist die Scharia? Was unterscheidet Schiiten und Sunniten? Wie ist die Stellung der Frau im Islam heute? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Malek Chebel aus der Perspektive eines „Insiders“. In diesem anschaulichen, klaren und verständlichen Buch gelingt es ihm, fern von jedem Bekehrungseifer, die Geschichte des Islam wieder aufleben zu lassen. Der Fokus liegt, neben einem geschichtlichen Abriss und grundsätzlichen Anmerkungen zur Theologie, immer auf den aktuellen Debatten und Fragen, denen sich der Islam am Anfang des 21. Jahrhunderts stellen muss.
Verständlich und frei von Jargon fasst Chebel die wichtigsten Basisinformationen zusammen. Damit ist das Buch ideal für jeden Interessierten zum Einstieg in die Thematik des Islam.
Mit einem kleinen Islamlexikon, Literaturempfehlungen und einer Zeittafel.
Im Verlag Albin Michel (Paris) stellte Chebel 2013 auch muslimische Reformatoren von der Frühzeit bis zur Gegenwart vor: Changer l’Islam. Dictionnaire des réformateurs musulmans des origines à nos jours.
Diese ORF-Dokumentation lässt Historiker, Islam-Forscher und moderne muslimische Intellektuelle wie den Anthropologen und Islam-Experten Malek Chebel zu Wort kommen. Sie erzählen die faszinierende Geschichte von Mohammed und den Frauen und zeichnen ein anderes Bild Mohammeds und damit des Islams.
Unter Nichtmuslimen ist relativ unbekannt, dass Gottes Auserwählter zugleich ein einfacher und aus damaliger Sicht „toleranter“ Mann war, der die Menschen und das Leben, vor allem aber die Frauen liebte. Der Film erzählt von Mohammeds Liebschaften und Leidenschaften. So entsteht das Bild eines zärtlichen und sensiblen Mannes voller Zweifel, Ängste und Verlangen, ein Bild, auf das sich heutige Fundamentalisten sicher nicht berufen können. Quelle: orf.at