Ibn Khaldun – Vater der modernen Soziologie
Der Philosoph und Politiker Ibn Khaldun (* 27. Mai 1332 in Tunis/Tunesien; † 17. März 1406 in Kairo/Ägypten) war ein Kulturhistoriker des 14. Jahrhunderts aus dem Maghreb, gilt als Vater der modernen Soziologie und gehört zu den wenigen großen und berühmten Universalgelehrten aus dem islamischen Erfahrungsraum, deren Werke immer noch in Europa und in den USA kritische Beachtung finden. Ibn Khaldun durchlebte eine tiefe Ordnungskrise der arabisch-islamischen Welt, die durch gewaltsam ausgetragene Machtrivalitäten zwischen Stämmen bzw. Dynastien und durch die Pest verursacht war. Zu deren Bewältigung wollte Ibn Khaldun nicht nur als Politiker und Richter in hohen Ämtern, sondern auch als Historiker und politischer Denker beitragen. Die Reflexionsarbeit ist seinen schwierigen und wechselvollen Erfahrungen mit der praktischen Politik seiner Zeit im Maghreb abgerungen. Sein mehrbändiges Hauptwerk, das „Buch der Beispiele“ (Kitāb al-ʿIbar), enthält eine geniale „Einführung“ (Muqaddima), die bis heute seinen Rang als Denker begründet. Darin versucht Ibn Khaldun die Ursachen und Bedingungen für den Aufstieg und Niedergang von Zivilisationen ausfindig zu machen, um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Ibn Khaldun: Die Muqaddima. Betrachtungen zur Weltgeschichte.
Übertragen und mit einer Einführung von Alma Giese unter Mitwirkung von Wolfhart Heinrichs. Beck, München 2011
Ibn Khalduns Einführung – ‚Muqaddima‘ – in seine Universalgeschichte gehört zu den bahnbrechenden Werken der Geschichtswissenschaft. Der arabische Gelehrte des 14. Jahrhunderts geht in ihr auf erstaunlich moderne Weise den Gründen für den Aufstieg und Niedergang von Imperien nach. Alma Gieses meisterhafte Übersetzung bietet erstmals in deutscher Sprache einen Überblick über das gesamte Werk. Der Jurist und Gelehrte Ibn Khaldun diente mehreren Herrschern als Wesir, Gesandter oder Richter – immer auf der Suche nach einer gerechten und weisen Herrschaft. Seine Biographie, die ihn in den Kerker, in höchste Ämter und ins Exil führte, liest sich stellenweise wie ein Abenteuerroman. In seiner berühmten ‚Einführung‘ beschreibt er gesellschaftliche, kulturelle und klimatische Faktoren als Ursachen für den Aufstieg, die Blüte und den Untergang von Dynastien. Damit wird er zu einem unzeitgemäßen Vorläufer einer modernen Soziologie und Geschichtswissenschaft, dessen Werk bis heute eine Fülle von Anregungen bietet. Quelle: wikipedia.org