Französische Kolonialherrschaft
Die französische Kolonialherrschaft (1830 – 1962)
Nachdem Frankreich unter einem Vorwand 1830 zentrale Küstenstädte besetzt hatte, weitete es seine Besatzung immer weiter aus. Algerien wurde systematisch kolonisiert. Zuvor mußte in der Zeit von 1830 bis 1848 allerdings der Widerstand des algerischen Nationalhelden Abdelkader überwunden werden, der es zeitweilig schaffte, die Vision eines algerischen Nationalismus vorwegzunehmen und der französischen Armee bedeutende Niederlagen beibrachte, so dass er von Frankreich im Vertrag von Tafna (1837) sogar als Herrscher Algeriens (Emir) anerkannt wurde,
der nur formal französischer Oberhoheit unterstand. Abdelkader, begnügte sich jedoch damit nicht, sondern suchte die endgültige Entscheidung und nahm den Krieg wieder auf. Allerdings kam es nicht zur Zusammenarbeit zwischen Abdelkader und Ahmad Bey von Constantine der in Ostalgerien gegen Frankreich kämpfte. Nachdem die französischen Truppen Constantine erobert hatten, drangen sie in Westalgerien ein und zwangen Abdelkader zur Flucht nach Marokko. Erst 1847 gab Abdelkader den Widerstand auf. Er bleibt jedoch eine von allen Seiten respektierte Figur der algerischen Geschichte und steht für die Möglichkeit, dass es anders und vielleicht besser hätte kommen können.
Nun begann die Umwandlung Algeriens in eine französische Provinz. 1848 annektierte Frankreich den nördlichen Teil Algeriens und erklärte ihn zum integralen Bestandteil des französischen Mutterlandes. Drei „Départements Outre Mer“ – (Algier, Oran, Constantine) wurden damals geschaffen, 1957 kam mit Annaba bzw. Bône ein viertes dazu). So wurden französische Siedler ins Land gelockt, wofür Ländereien der arabischen und berberischen Bevölkerung im großen Umfang enteignet wurden. Der gegen diese Enteignungen gerichtete Aufstand des al-Mokrani in Ostalgerien (1870 – 1871) wurde unter dem Einsatz von 80000 Soldaten von den Franzosen niedergeschlagen. Algerien verlor 25 % seiner Bevölkerung und weitere 70 % des Landbesitzes an die französischen Siedler. Bis 1906 war auch die algerische Sahara von den Franzosen unterworfen worden.
Mit dem code d’indigénat – auch „Knüppelcode“ genannt -, einer besonderen Gerichtsbarkeit, wurde quasi ein Apartheidssystem für die einheimische Bevölkerung geschaffen, das bis 1962 in Kraft blieb.
Trotz aller Härte und militärischer Überlegenheit war es der französischen Besatzung nicht gelungen, sich als legitim darzustellen. Hungersnöte und exzessive Gewalt untergruben ihre Legitimiationsgrundlage, die Partizipation der einheimischen Bevölkerung an einer gemeinsamen Identität wurde nicht ernsthaft betrieben. Einheimisches, an die islamische Scharia angelehntes Recht und europäische Rechstsstandards existierten unverbunden nebeneinander her und führten für die Algerier teilweise zu schizophrenen Situationen, z.B. bei weiblichen Bekleidungsregeln.
136.000 Algerier hatten im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten gekämpft. Während der Siegesfeiern am 8.Mai 1945 wurden Rufe nach Unabhängigkeit Algeriens laut; in Setif schoss die Polizei daraufhin in die Menge. Danach eskalierte die Gewalt landesweit und man spricht von 25.000 getöteten Algeriern, die bei Massakern von französischer Armee und bewaffneten Siedlern umgebracht wurden. Allerdings gab es zuvor auch Übergriffe und Morde an Europäern. Quelle: wikipedia.org