Der Nordafrikaner, Philosoph und Theologe Augustinus von Hippo

Der Nordafrikaner, Philosoph und Theologe Augustinus von Hippo, der in Tagaste in heutigen Algerien die Welt Nordafrikas erblickte, in Kartago in heutigen Tunesien studierte und als Professor Rhetorik in seiner Heimatstadt Tagaste lehrte, war der geistige Führer der frühmittelalterlichen Kirche, prägte das Abendland und wirkte als moralische Instanz und Vorbild für alle Zeiten.
Augustinus von Hippo (* 354; † 430) war einer der bedeutendsten Philosophen und Theologen des frühen Christentums. Geboren wurde er am 13. November 354 in Thagaste in Numidien im heutigen Souk Ahras in Algerien und ist am 28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, dem späteren Bône und heutigen Annaba in Algerien gestorben. Augustinus hatte einen tiefen Einfluss auf die spätere Entwicklung des westlichen Denkens und der Kultur. Er hinterlässt zahlreiche Schriften, die wohl bekanntesten sind seine „Bekenntnisse“, die Elemente der Mystik, und „Der Gottesstaat“, eine christliche Vision der Geschichte.
Als Augustinus geboren wurde, war Rom bereits über 1000 Jahre alt und herrschte über ein Weltreich. Das einstige nordafrikanische Königreich Numidien, in dem Augustins Geburtsort Thagaste lag, war unter Julius Caesar der römischen Provinz Afrika einverleibt geworden und stand nunmehr seit 400 Jahren unter dem Einfluss der römischen Kultur, die die ursprüngliche berberische Kultur an den Rand gedrängt hatte. Einige Bevölkerungsteile sprachen noch die berberische Sprache, und auch Augustins Mutter Monnica stammte aus einer Berber-Familie und war bereits Christin. Das römische Element überwog jedoch bei weitem. Augustins Muttersprache war Latein, und die Familie besaß die römische Staatsbürgerschaft, die Kaiser Caracalla 212 n. Chr. allen freigeborenen Einwohnern der römischen Provinzen zuerkannt hatte. Augustinus starb während der Belagerung von Hippo Regius durch den Vandalenkönig Geiserich am 28. August 430. Seine Gebeine wurden Anfang des 6. Jahrhunderts nach Sardinien gebracht und von dort von Langobardenkönig Liutprand um 720 nach Pavia (südlich von Mailand) überführt und unter dem Hochaltar der Augustinerkirche San Pietro in Ciel d’Oro beigesetzt, wo sie sich noch heute befinden. Seit 1362 erhebt sich darüber die dreigeschossige Arca di Sant’Agostino, das prächtige Grabmal des Heiligen Augustinus aus weißem Marmor.
Der Philosoph und Kirchenvater Augustinus
Augustinus war 13 Jahre lang als Professor für Rhetorik in seiner Heimatstadt Thagaste in Nordafrika tätig und ging dann nach Mailand um dort als Hochschullehrer zu arbeiten. Hier wandelte sich sein Leben: Seine ihm besorgt nachgereiste Mutter machte ihren christlichen Einfluss geltend; sie überredete ihn, die Beziehung zu seiner damaligen Freundin abzubrechen. Zusätzlich geriet er unter den Einfluss des Mailänder Erzbischof Ambrosius.
Augustinus hatte einen besonderen Grundsatz in seiner Philosophie, nämlich sich selber zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen. Dazu sagte er: „Ich war mir selbst zur Frage geworden!“. Außerdem war diese Frage sowieso erst der Ansporn für ihn zu philosophieren, da er glaubte, dass die ‚Wahrheit’ im Inneren des Menschen läge. Ein berühmtes Zitat von ihm lautet: „Geh’ nicht aus Dir hinaus, in Dich selber kehre ein, denn im Inneren wohnt die Wahrheit!“. Durch diese Wendung zur Innerlichkeit (also auch durch Augustinus) begann so eine neue Epoche der Philosophie. Später wurde Augustinus sogar noch zum bedeutendsten Philosophen der westlichen Welt, mit seiner Philosophie, deren Ziel er wie folgt ausdrückte: „Gott und die Seele will ich kennen lernen. Sonst nichts? Nein, gar nichts!“
Die Entscheidung, sein Leben ausschließlich Gott zu widmen, geschah der Überlieferung nach so: In einem Moment tiefer innerer Zerrissenheit – unter einem Feigenbaum liegend – hörte er eine Kinderstimme: „Nimm und lies …“ Er ergriff die Bibel und stieß auf den Satz: „Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Buhlereien und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pfleget das Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen!“ (Römerbrief 13, 13 – 14).
Daraufhin gab Augustinus seinen Beruf auf, ließ sich taufen, und kehrte nach Thagaste zurück. Dort verkaufte er sein Vermögen und lebte für drei Jahre mit Gleichgesinnten in klosterähnlicher Weise. 391 wurde er zum Priester geweiht, 395 wurde er Bischof von Hippo Regius. Er war ein begeisterter Prediger, schon bald war er der geistige Führer der frühmittelalterlichen Kirche.
Sein Denken wurde trotzdem noch sehr von Platon beeinflusst. Er teilte die platonische Vorstellung von den Ideen, aber sah diese in Beziehung zu Gottes Schöpfung. Augustinus dachte, dass das gesamte Dasein göttlichen Ursprungs sei. Er glaubte die Ideen sind von Gott gedachte Urbilder. Die Urbilder – Gottes Gedanken -, so meinte er, würden dann den Gegenständen zu Grunde liegen. Also ein Baum sieht aus wie ein Baum, weil Gott an einen Baum gedacht hat. Somit hatte er die platonische Lehre mit der Bibel verbunden.
Augustinus vertrat die Lehre von der Prädestination, wonach der Mensch zur Seligkeit oder zur Verdammnis von Gott vorausbestimmt ist. Er glaubte auch, dass der Mensch von Natur aus ein Gemeinschaftswesen ist. Dass, die Gemeinschaft für ihn notwendig ist, damit der Mensch sich positiv entwickeln kann.
Augustinus entwickelte Lehren von der Erbsünde, der göttlichen Gnade, der göttlichen Souveränität und der Prädestination, die über Jahrhunderte bis ins hohe Mittelalter die katholische Theologie beeinflussten. Überliefert sind fast 1.000 seiner Predigten,113 Bücher, dazu 218 Briefe. Sein bekanntestes Werk sind die autobiographischen „Confessiones“, „Bekenntnisse“, geschrieben um 400, in denen er sein frühes Leben und seine Bekehrung beschrieb. Quelle: wikipedia.org