Die drei im Maghreb verwendeten Kalender-Typen
Im Maghreb sind bis heute drei verschiedene Kalender in Gebrauch: der gregorianische, der islamische und der Berber-Kalender. Der gregorianische Kalender ist der staatlich verwendete und gewohnte Kalender und wurde durch die Europäer während des Kolonialismus in den Maghreb eingeführt. Der islamische Kalender ist der lunare Ritualkalender und wird für die religiösen Feste und Rituale benützt. Der Berber-Kalender ist ein alter, agrarischer Sonnenkalender, der auch „fellahi“ „bäuerlich“ genannt wird.
Der gregorianische Kalender
Papst Gregor XIII. führte im Jahre 1582 den gregorianischen Kalender mit einer verbesserten Schaltregel ein. Diese besagt, dass volle Jahrhunderte (wie 1700, 1800, 1900 usw.) nur dann Schaltjahre sind, wenn sie durch 400 teilbar sind (daher war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, das Jahr 1900 dagegen nicht). Im Schaltjahr hat der Februar 29 anstatt 28 Tage. Im julianischen Kalender gilt ein Jahr als Schaltjahr, wenn die Jahreszahl durch 4 teilbar ist.
Für den Übergang bestimmte Gregor XIII. weiterhin, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianisch) direkt Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisch) zu folgen hatte, womit 10 Tage übersprungen wurden (unter Beibehaltung der Wochentagfolge).
Der vom Papst verordnete Termin wurde nicht überall akzeptiert. So wurde der neue Kalender zum verordneten Termin nur in Spanien, Portugal und dem größten Teil Italiens eingeführt. Die übrigen katholischen Länder Europas folgten 1583 und 1584. Erst 1700 führten die protestantischen Länder den gregorianischen Kalender ein, berechneten aber das protestantische Osterfest nach der alten Regel. 1776 schließlich wurde der gregorianische Kalender vollständig übernommen, mit Ausnahme in Russland erst nach der Revolution von 1917. Wichtige Gruppen der Orthodoxen Kirche verwenden ihn heute noch.
Die Kalenderreform von 1582 schuf ein Meisterwerk der Chronologie. Kunstvoll wurden Sonnenkalender und Mondkalender miteinander verknüpft. Bei einer recht guten Anpassung des Sonnenjahres an das tropische Jahr gelang es dabei, den Monat im lunaren Kalender mit der durchschnittlichen Dauer eines synodischen Monats bis auf Bruchteile einer Sekunde in Übereinstimmung zu bringen.
Im Sonnenkalender definiert das astronomische Sonnenjahr die Länge eines Kalenderjahres. Seine wesentlichen Charakteristika sind, daß die Jahreszeiten immer in den gleichen Monaten liegen und im Kalender fixiert sind. Die wichtigsten Meßpunkte sind die Tagnachtgleichen und die Sonnenwenden. Die Einteilung des Sonnenkalenders orientiert sich an der Länge des gesamten Jahres. Da das Sonnenjahr nicht genau 365, sondern knapp 365,25 Tage dauert, wird alle 4 Jahre im Februar ein Schalttag eingefügt. Im gregorianischen Kalender wird alle 100 Jahre der Schalttag ausgelassen, alle 400 gibt es ihn dann doch. So wird sichergestellt, daß das Kalenderjahr dauerhaft mit dem astronomischen Sonnenjahr übereinstimmt.
Der islamische Kalender
Der islamische Kalender ist der lunare Ritualkalender und beginnt mit der Auswanderung des Propheten Muhammad (s.) im Jahre 622 (n.Chr.) von Mekka nach Medina. Er wird für die religiösen Feste und Rituale benützt und ist für die jahreszeitlichen Arbeiten nicht tauglich, da die Jahreszeiten durch das Jahr wandern und damit der islamische Kalender sich damit durchs Sonnenjahr um 10-12 Tage verschiebt .
Der islamische Kalender ist ein reiner ondkalender. Seine Kalenderjahre bestehen aus 12 Mondmonaten zu 29 oder 30 Tagen und sind im Durchschnitt etwa 354 1⁄3 Tage lang, also etwa 11 Tage kürzer als die etwa 365 1⁄4 Tage langen Sonnenjahre der christlichen Zeitrechnung. Demzufolge entsprechen 33 Jahre islamischer Zeitrechnung etwa 32 Jahren christlicher Zeitrechnung. In diesem Zeitraum wandern die Daten des islamischen Jahres einmal durch ein Sonnenjahr. Der Mondkalender beruht auf der Dauer eines Monats, welcher durch die Mondphasen definiert ist. Ein neuer Monat beginnt 1 Tag nach Neumond und endet wieder an Neumond.
Der Berber-Kalender
Der Berber-Kalender ist ein alter, agrarischer Sonnenkalender, der auch „fellahi“ „bäuerlich“ genannt wird. In diesem Berber-Kalender fällt Neujahr also der 1. Yennayer, auf den 13. oder 14. Januar gregorianisch. Die Jahreszählung der Berber geht zurück auf die Thronbesteigung des „libyschen“ (berberischen) Pharao Scheschonq I. in Ägypten (22. Dynastie) im Jahre 950 v. Chr. Der Kalender ist ein später Abkömmling des von Julius Cäsar 45 v.Chr. eingeführten Julianischen Kalenders, was auch bereits die Datendifferenz von 12 bis 14 Tagen vermuten lässt. Dieser Kalender wurde während der Römischen Herrschaft auch in der Provinz Africa eingeführt und blieb nach der muslimischen Eroberung im 7. J.H. wegen seiner Orientierung an der Jahreszeiten insbesonderer für die Landwirtschaft bedeutsam. Die Anzahl der Tage in den Monaten, 30 oder 31, entspricht dem der Gregorianischen Monate und der 29. Februar ist alle vier Jahre Schalttag. Aber die Reformen des Gregorianischen Kalenders – mit seinen Schaltjahrsausnahmen – machte der nordafrikanische Bauernkalender nicht mit – daher rührt die oben angesprochene Differenz, so wird in Algerien den 13. Januar und in Marokko den 14. Januar als Neujahr (1. Yennayer) gefeiert. Auch die Monatsnamen beweisen die lateinische Abkunft. Diese Monatsnamen werden übrigens sowohl in den Berbersprachen als auch im maghrebinischen Arabisch benutzt. Die Berber der Kabylei in Algerien benutzen folgende Monatsnamen, in anderen Regionen weichen sie geringfügig ab: (ye)nnayer [Januar], furar [ebruar], meγres [März],(ye)brir [April], maggu [Mai], yunyu [Juni], yulyu(z) [Juli], γuct [August], ctember [September], (k)tuber [Oktober], nu(ne)mber [November], bu- (du-)jember [Dezember]. Quelle: wikipedia.org