Fasten unter dem Ruf des Muezzin
Wer schon einmal in einem islamisch geprägten Land oder in einer Moschee war, der hat dort sicherlich den so genannten Adhan vernommen, mit dem der Muezzin fünfmal täglich die Menschen vom Minarett aus zum Gebet ruft.
Fünfmal täglich ruft der Muezzin in arabischer Sprache weltweit über eine Milliarde Muslime zum Gebet. Allahu akbar „Gott ist der Grösste“ – mit diesem markanten Ruf beginnt der Adhan, den der Muezzin vom Turm der Moschee, dem Minarett vorträgt, heute geschieht dies meist über Lautsprecher.
Fasten unter dem Ruf des Muezzin
Besonders wichtig ist der Ruf des Muezzin im Ramadan. Erst wenn der Muezzin bei Sonnenuntergang ruft, dürfen Muslime wieder ausgiebig essen und trinken. Dieses allabendliche Geschehen wird als Iftar (Fastenbrechen) bezeichnet. Begonnen wird meist mit getrockneten Datteln, Feigen oder andere Kleinigkeiten, um den Magen schonend an das folgende Festmahl zu gewöhnen. Es ist also erlaubt, bis kurz vor Sonnenaufgang zu essen. Die letzte Mahlzeit vor dem täglichen Fastenbeginn wird Suhur genannt und ist eine leichte Mahlzeit. Kurz vor Sonnenaufgang erklingt der Ruf des Muezzin noch einmal, um die Imsak-Zeit anzukündigen. Imsak ist eine berechnete Zeitgrenze, die vor der Zeit der Morgendämmerung angesetzt wird. Um das sichere Eintreten in den Fastentag gewährleiten zu können, wird die Sicherheitszeit Imsak bis zu 30 Minuten vorgezogen. Mit der Morgendämmerung beginnt dann eine erneute Phase des Verzichts. So wird dierser Rythmus einen ganzen Monat durchgehalten und die Fastenzeiten (Imsak und Inftar) werden durch den Gebetsruf des Muezzin (genannt Adhan) angekündigt.
Ruf des Muezzin auf andalusisch-maghrebinische Art
Früher rief der Muezzin zum Gebet im Maghreb auf andalusisch-maghrebinische Art. Diese Tradition des Adhans verliert leider nach und nach an Bedeutung und ist leider vom Aussterben bedroht. Die Muezzins entfernten sich langsam von der andalusisch-maghrebinische Adhan-Tradition und orientieren sich stark an den Adhan aus dem Maschrek. Darüberhinaus werden kaum Ausbildungen in die verschiedene andalusiche Klänge von Maqam angeboten.
Adhan Marokko
Al Boulaidi
Adhan Tunesien
Adhan Doukali
Der Adhan war ein Markenzeichen jeder islamischen Gross- und Kleinstadt sowie jedes islamischen Landes; er wurde im Mittelalter zu einer Art Wissenschaft. Die Melodieführung orientiert sich beim Adhan am Maqam-System. Jeder Maqam steht für ein ihm eigentümliche Stimmungs- und Seelenlage. Die fünf über den Tag verteilten Gebetsrufe sind je nach Muezzin und Tageszeit unterschiedlich in Tonleiter, Melodietypus und Lautstärke.
Im Maghreb und Al-Andalus hatte jeder Gebetsruf ihren eigenen Maqam. Dadurch sollen die Stimmungs- und Seelenlage eines Menschenlebens, das mit dem täglichen Lauf der Sonne verglichen wird, dargestellt werden – die Geburt am Morgen, der Höhepunkt der Kraft zu Mittag, das Alter am Nachmittag und der Tod mit Sonnenuntergang.
Der Hörer konnte damals also an der Art des Adhan erkennen, welcher Tag es ist und welches Gebet ansteht. Die genaue Verwendung der verschiedenen Maqame hat einen Bezug zur jeweiligen musikalischen Tradition, wobei es regionale Unterschiede gibt. So klingt der Adhan im Maghreb anders als im Maschrek.
Adhan Ägypten
Adhan Alaqsa
Adhan Mekka
Adhan Medina
In der Türkei werden immer noch für die fünf verschiedenen Gebete fünf Maqame verwendet. Die Muezzins sollten mindestens fünf Maqams beherrschen, damit zu jedem der fünf Gebetsrufe eines davon verwenden können.